Georg Britting
Sämtliche Werke
Herausgegeben von Ingeborg Schuldt-Britting
Band 22
Georg-Britting-Stiftung
Gedichte
In meine stille Stube sprang der Mond
Und huschte über Schrein und Bücherbrett.
Des nackten Fauns verzerrte Fratze höhnte
Zu mir ins Bett.
Ich starrt' ihn an. Ein Grinsen gläsern starr
Gab er zurück mit kaltem Nadelblick,
Und seine spottverzog'nen Lippen fragten:
Wo blieb das Glück?
Ein fahler Schein quoll aus den grünen Augen:
Fingst du das Glück? So quälte sein Gesicht.
Ich stöhnte auf und schluchzte in die Kissen:
Ich fing es nicht.
Ein Schluchzen tönt – und ist verhallt
Im roten Totenkleid,
In bunten Farben steht der Wald
Ganz braun in braun die Eiche prahlt –
Der Winter ist nicht weit.
Von welken Blättern steigt ein Duft
Von Moder, feucht und schwer.
Der Wald ist eine Totengruft
Ein Schluchzen durch die Stämme ruft:
Der Sommer ist nicht mehr.
An meinem Hute steckt er noch
Der Tannenbruch.
Er zaubert mir mit einem Schlag
Den sonnenhellen Wintertag,
Den herben Waldgeruch.
Schon fängt er leis zu welken an
Der Tannenbruch.
Wir schritten hin, ihr Lachen klang,
Ein holdes Märchen um uns sang
Und machte uns Besuch.
Er kommt auf einen Ehrenplatz
Der Tannenbruch.
Ich küßte ihre weiße Hand,
Sie sprach und ist davongerannt:
»Komm! Hasche mich und such'!«
Ein leiser Duft geht von ihm aus,
Dem Tannenbruch.
Sie sprang vor mir im Übermut
Brach dann zu schmecken meinen Hut
Den Tannenbruch.
Dort steckt er jetzt noch, halbverwelkt,
Der Tannenbruch,
Und zaubert mir mit einem Schlag
Den sonnenhellen Wintertag
Den herben Waldgeruch.
Es schritten die drei durch Nacht und Tag,
Sie scheuten nicht Weg und Wanderplag.
Der eine wohl sprach: Ich hab nicht Ruh –
Bis ich dich seh, lieb Kindlein du.
Der zweite sprach so: Uns führt ein Stern.
Der ward uns geschickt. Ich folg ihm gern.
Der dritte sprach nichts. Er schritt voraus
Und war auch der erste am kleinen Haus.
Drin hielt eine Frau ihr Kind im Arm,
Bot ihm an der Brust ein Bettlein warm.
Da sanken die drei wohl in die Knie,
Das Kindlein laut lobpriesen sie.
Der Goldstern am Himmel hielt frohe Wacht!
Und hat um das Haus viel Glanz gebracht.
Es sprach der Tod zu mir:
Du Mensch, mußt mit!
Ich bat in heißer Angst:
Noch nit, noch nit!
Tod hob die Knochenfaust.
Es scholl: Du mußt!
Ich sprach: Noch gab die Welt
Mir keine Lust.
Er drauf: Die höchste Lust
Gibt Dir der Tod.
Und alles Leben bringt
Nur Leid und Not.
Mit kalten Händen griff
Der Tod mich an,
Und himmlisch mildes Licht
Mich überrann.
Und eine Flut sprang auf,
Trug mich empor.
Trug mich zu Gott dann schloß
Sich stark ein Tor.
(Winter 1914)
Der Schneewind bläst
Durch flandrisches Land,
Er weint in den Bäumen
Am Ackerrand.
Er streichelt lind
Den erschossenen Gaul,
Der im Graben liegt,
Blutschaum vor dem Maul.
Er weht um das Kreuz
Am Soldatengrab
Ein Helm und ein Schwert
Und ein dürrer Stab.
Er pfeift durch die Risse
Im toten Haus
Und fährt mit Winseln
Zum Schornstein hinaus.
Am Abend steht immer
Am Himmelsrand
Irgendwo eine Mühle
In Rauch und Brand.
Am Himmel glänzt ein blasser Streif,
Bald muß der Morgen blühen.
An Bart und Brauen friert uns Reif,
Die letzten Stern' verglühen.
Die Rösser stampfen schwer im Traum,
Ihr Atem weht in Fahnen.
Der Posten, vorn vom Straßensaum,
Kommt uns zum Aufbruch mahnen.
Wir ziehen Schnall' und Riemen fest,
Ein Bügelschwung – zu Pferde!
Ein Waldweg, brechendes Geäst –
Blick frei! – Es dampft die Erde.
Die Schenkel, und im leichten Trab!
Vom Feind ist nichts zu sehen.
Wir brummen eins vom kühlen Grab,
Derweil wir nach ihm spähen.
Wenn es regnet
Bei euch in den großen Städten,
Dann spiegelt das glatte Asphaltpflaster,
Dann spannt ihr eure Schirme auf,
Laßt eure dicken Mäntel wehen,
Wandelt in Gummischuhen –
Und wenn ihr trotzdem den Husten bekommt,
So sagt ihr:
Verfluchtes Sauwetter!
Wenn es regnet
Bei uns in Rußland, im weiten Rußland,
Auf den endlosen Wegen,
Versinkt Wagen, Roß, Reiter,
Quatscht das Wasser in den Stiefeln,
Gluckst in allen Taschen,
Tropft vom Helmrand
Uns auf die Nase
Und in den Nacken.
Wenn wir dann sagen:
Verfluchtes Sauwetter!
Sagt unser Hauptmann:
Das ist noch gar nichts!
Solang' es nicht Schusterbuben regnet – –!
Fünf Monate
Bin ich in Rußland,
Aber noch nie hat's
»Schusterbuben geregnet!«
Hab’ keinen Kreuzer Geld im Sack’
Und Hunger noch dazu.
Sie trägt den gelben Seidenfrack
Und spitze Schnabelschuh’.
Ich muß des Morgens früh aufstehn,
Sie schläft bis halber neun.
Ich muß im Regen Posten stehn,
Sie sitzt derweil beim Wein.
Doch wenn ich ihr von Liebe sag’,
Dann hebt sie stolz das Kinn.
Ich weiß ja, daß sie mich nicht mag,
Weil ich kein Leutnant bin.
Sie küßt ja nur den Leutnant gern,
Wohl auch den Fähnerich.
Sie küßt ja nur die großen Herrn,
Doch nimmer küßt sie mich.
Hätt' ich nur etwas Geld im Sack
Und wär’ ein General –
Ich kauft’ ihr einen Seidenfrack
Und küßte sie einmal.
Liebe Mutter, deine Socken
Kamen gestern abend an.
Ach, die warmen! Mit Frohlocken
Zog ich gleich die Socken an.
In der Schachtel, bei den Socken.
Lag auch eine Flasche Punsch.
Ach, da war ich froh erschrocken,
Und erfüllt war jeder Wunsch!
Warme Füße, warmer Magen,
Und der böse Schnupfen schwand.
Jetzt fühl’ ich mich voll Behagen,
Wie der Fürst von Samarkand.
Sitze, träume, trinke, trinke –
Armer Fürst von Samarkand!
Ach, dein Schloß mit goldner Klinke –
Schöner ist mein Unterstand.
Mutter, Dank für deine Gabe,
Socken und den Feuerpunsch:
Wenn ich dich einst wiederhabe,
Mutter, sag’ mir jeden Wunsch!
An der niedern Tür
Lehnt das blasse Kind.
Ach, wie ihre Wangen
Schmal und zärtlich sind!
Zieht ein Trupp vorbei
Lärmender Soldaten.
Ach, wie ihre Augen
Sich noch dunkler schatten!
Wirft ein junger Bursch
Ihr die Rose zu –
Schlägt sie ihre Augen
Wie erschrocken zu.
Um die nächste Ecke
Singt der frohe Lauf –
Schlägt sie ihre Augen,
Hebt sie scheu die Blume auf.
An der niedern Tür
Lehnt das blasse Kind.
Ach, wie ihre Wangen
Schmal und zärtlich sind!
Leuchtkugel steigt langsam empor.
Nun hängt sie, dem Monde gesellt,
Und gießt über Graben und Feld
Ihres Lichtes blauweißen Flor.
Ich hebe das stählerne Rohr.
Verlassen klatscht grämlich ein Schuß,
Wem galt wohl der bleierne Gruß?
Und die Nacht schweigt tief wie zuvor.
Leuchtkugel verblaßt und zerfällt,
Der Mond scheint milder und klar.
Da tritt in die dämmernde Welt,
Die schweigt und den Atem verhält,
Das Jahr.
Zick – zack die Hasenspur
Läuft durch den Schnee.
Kalt bläst vom Meer der Wind,
Weil ich auf Posten steh’.
Mutter und Schwester z’Haus
Stricken für mich.
Friert mir ein scharfer Wind
Hand und Fuß siech.
Mutter und Schwester z’Haus
Beten mir Glück.
Zickzack geht meine Bahn.
Kehr ich zurück?
Liegt hinterm dürren Strauch
Nicht ein Franzos?
Kehr' ich den Rücken ihm,
Drückt er wohl los.
Leben und Sterben gilt
Jetzt nicht gar viel.
Bin ich heut Jäger noch,
Morgen schon Ziel.
Zick zack die Hasenspur
Läuft durch den Schnee, –
Mutter und Schwester z’Haus,
Liebste, Ade!
Der Regen stürzt vom Himmel,
Fast stürzt der Himmel nach.
Die schwanken Pappelsäulen,
Kaum tragen sie sein Dach.
Jetzt hügelan die Straße,
Nun wieder hügelab.
Der Rabe und der Hase
Begleiten meinen Trab.
Ich gebe lange Zügel,
Die Peitsche und den Sporn.
Der Rabe rührt die Flügel,
Der Hase schießt nach vorn.
Es schwappt der feuchte Rasen,
Mein Brauner, Sprung auf Sprung!
Den Raben und den Hasen
Verschluckt die Dämmerung.
Der Regen fällt vom Himmel,
Es spritzt der Schlamm beim Trab.
Jetzt hügelan die Straße,
Nun wieder hügelab.
Der Spiegelschrank ist braun und rot lackiert,
Sehr alte Stiche gilben an den Wänden.
Mein Bursche kommt mit aufgesprungnen Händen –
Du lieber Gott, wie der den Tee serviert!
Ich werde rot und fühle mich geniert.
Die Schäfer in der Etagerenecke
Und auch die Putten an der stucknen Decke,
Sie lächeln Hohn und blicken sehr pikiert.
Er ist darob nur wenig irritiert.
Ihm ist es gleich, was sie für Fratzen machen,
Und seine ungewichsten Stiefel krachen
Auf dem Parkett, daß Glas und Spiegel klirrt.
Der würdige Marquis, der, wohlfrisiert,
Aus goldnem Rahmen mein Souper betrachtet,
Erschrickt nicht schlecht, als ihn, ganz ungeachtet
Des Marquisats, mein Bursche arretiert.
An seine Stelle hängt er ungerührt
Mein Lederzeug und meine alte Mütze.
Und den Marquis, daß er noch etwas nütze,
Hat er als Teetablett sich engagiert.
Der Frühling umwirbt die graue Stadt
Wie ein Jüngling die alternde Fraue,
Und als sie den Brautkranz genommen hat,
Entflattert er lachend ins Blaue.
Nun trägt sie im Haar eine Blütenkron’
Und weiß sich vor Scham nicht zu fassen.
Derweil ist der Treulose längst entflohn,
Sein Duft nur noch weht durch die Gassen.
Der Himmel ist grau. In Schleiern
Weht es über das Land.
Aus trüben, verschlammten Weihern
Raucht es wie Opferbrand.
Die Bäume stehen wie Schatten,
Die Gottes Finger wirft.
Im Laub, dem herbstlich satten,
Stirbt Wind, der es jammernd durchschürft.
Der Himmel stürzt ein. In Schauern
Regnet es über das Feld.
In den niedrigen Häusern der Bauern
Hat sich Fenster an Fenster erhellt.
Die Weidenstümpfe! Krumm, phantastisch aufgeplustert,
So stehn am Abend sie entlang dem Straßengraben,
Und ihre wilden Schattenbilder haben
Wie Leichensteine höhnisch mich gemustert.
Zerfetzte Reihe, schief und scheel, unheimlich durchgedeckt,
Als hätt' der Teufel wütend »Richt euch!« kommandiert –
Ein nackter Arm hat fröstelnd mich berührt
Und knarrt im Wind, daß jäh mein Gaul erschreckt.
Schritt, Trab, Galopp! Die Schenkel, Peitsche, Sporn und Sporn –
So nehme ich die gräßliche Parade ab,
Und in der Ortschaft fall ich erst in Trab
Und lache auf vor Scham und Zorn.
So sitzt er auf der Kante seines Betts;
Schwer baumeln seine Beine in die Tiefe,
Er stützt den Kopf, als sei er schlapp und schliefe,
Gefangen hält die Schwermut ihn im Netz.
Er horcht nach innen, als ob ihn wer riefe,
Und beugt den Kopf und weiß, geschrieben steht’s –
Der Tod ist nah, doch auch die Liebe stets:
Er tastet nach der Tasche: ah, die Briefe!
Mit trüben Augen, Lesens ungewohnt,
Die Finger streichelnd jedes liebe Wort –
So buchstabiert er Zeil' für Zeile fort
Und hört das Brausen nicht der nahen Front.
Krumm sitzt er auf dem Bett bei Kerzenschein,
Und seine Beine baumeln in die Tiefe.
Mit schwerer Hand liebkost er seine Briefe
Und neigt den Kopf und nickt und schlummert ein.
(Im Lazarettgarten)
Blüten taumeln auf dein helles Haar,
Und Baum und Strauch, die schützend um uns sind,
Verneigen sich. Es wiegt die grüne Schar
Wie deine Locke sich im sanften Wind.
Ich armer, blasser und verliebter Narr,
Ich neide fast sein liebes Spiel dem Wind,
Und mit Erschauern wird's mir offenbar,
Daß Mädchenhaare hold verzaubert sind.
Für Wolke, Gras und Blumen bin ich blind
Der Garten sinkt, der rauschend um uns war:
Ich sehe nichts als nur dein helles Haar.
»Sein blondes Glück« so lautete der Titel
Des Schmökers, den ich heut in Händen hielt.
Die Köchin seufzt. Ein Autor ohne Mittel
Schwitzt Geist, und manche Träne quillt.
Das Buch zu lesen war ich nicht gewillt,
Es war zu schmierig auch sein Wachstuchkittel –
Da sah dein Bild mich an aus seinem Titel
Und stöhnend hab' ich mich hindurchgewühlt
Mit Ach und Krach und vielem Kopfgeschüttel.
Mein holdes Kind und lieber Lesebüttel,
Das machte nur – der liebe, blonde Titel.
Laternen brennen in den Abend
Gelbe Male ein.
Schienen, die durchs Dunkel zischen,
Leuchten ungewissen Schein.
Platane, die im Schwarz des Himmels
Fast ertrinkt,
Wölbt sich, will die Schale sein,
Die die Tränen Gottes sammelt,
Wenn der Tau der Nächte sinkt.
Viele Glocken, die lauten und die zarten,
Wandern über die Stadt.
Straßen sind Laubengänge im steinernen Frühlingsgarten,
Der wehende Vorhang ist wie ein großes, gebogenes Rosenblatt.
Mürrische Räder, die streng und arbeitsam knarrten,
Gleiten wie auf Teppichen glatt.
Mädchen, die an den Ecken verloren warten,
Lächeln abwehrend und kühn, wenn der schöne Verkäufer mit prangender Stirnlocke naht.
I
Er formte Känguruhe, Krokodile, Hasen.
Palmen ließ er rund im Wind sich wiegen,
Blumen farbenlaut wie Fahnen fliegen.
Vögel prahlen und auf grünen Rasen
Brunnen springen, die wie silbern stiegen.
In der früh entflammten Landschaft sanft zu liegen
Schuf er spielerisch zwei Gliederpuppen
Mit runden Beinen. Ihrer Brüste Kuppen
Waren weiß wie Schnee mit roten Spitzen.
Ach, er verzückte sich so an der Wohlgestalt
Des Menschenmädchens, daß mit grellen Blitzen
Er die Liebenden aus seinem Park gejagt,
Als er sie schäkernd sah unter den Bäumen sitzen.
Er weinte sehr. Gram hat sein Herz benagt.
II
Er blieb allein zurück im Paradies
Und hörte alle Quellen trüber rinnen,
Sah alle Bäume schwarz wie Büßerinnen,
Den Leopard, wie er das Lamm zerriß.
Er klagte der vertriebnen Schönheit nach
Und wollte seine Schöpfung neu beginnen,
Doch konnte er den Glanz nicht mehr gewinnen,
Der aus den Augen ihr so lieblich brach.
Ihm widerfuhr die ungeheure Schmach,
Daß seine Schöpfung stärker war als er.
Als er die Welt mit einem Schrei zerbrach
Sausten die Fetzen in ein Feuermeer.
Er baute sich ein anderes Gemach.
Und stellte tote Puppen um sich her.
Die schlanken Knaben küßten sich. Sehr knapp
Stand ihrer Schultern keusches Rund.
Sie jagten sich mit Katze, Wolf und Hund
Und rannten mit den Pferden, die im Trab
Gewellte Wiesen blitzend überschwemmten.
O steiler Sprung auf tief gewölbte Äste
Zu blauen Vögeln, die wie Silbermorgengäste
Federfunkelnd träumten! Wie Signale von den fremden
Ebenen flaggten Wolken glühend den Azur.
Sie warfen sich mit Schreien in den Kieselbach
Und, Arme hoch, den blanken Wellen nach,
Verströmten sie in Wasser, Luft und Glanz. Und nur
Ihr Lachen blieb, das sich an Wälderwänden ewig brach.
(für Regensburg)
Die dunklen Kirchen stehn auf den hallenden Plätzen,
Von den niederen Himmeln holzschnitthaft fromm gesegnet.
Wenn es langsam, eintönig, mit Beharrlichkeit regnet,
Treffen die springenden Tropfen den Stein mit dem Schwätzen
Der betenden Frauen in den schwarzen Kreuzgangstühlen,
Die eingesargt in den kalten, steinernen Räumen,
Ihr enges Leben mit goldenen Litaneien anfüllen
Und von einem silbernen Sessel zu Füßen der Jungfrau Maria träumen.
Die Welt ist karg.
Der kahle Felsen trägt
Kein Grün. Das Mark
Der Erde ist ausgelaugt.
Die Wiese braun,
Dürftig der Baum belaubt.
Magere Tiere nagen an den magren Rinden.
Der Himmel grau.
Die Wälder grau bestaubt,
Freudlos unter den kalten Höhenwinden.
Er schob den Ärmel über das weiße Handgelenk
Zurück, daß man den Reif blitzen sah.
Alle, die um ihn auf der Bank saßen, erschraken da
Über den Glanz. Er aber sagte nachlässig: Ein Geschenk.
Er erzählte vom Hof, vom König, von der großen Stadt. Als sich die Wirtin über ihn beugte
Wein nachzugießen, drückte er seinen Mund an ihre Brust, daß es war, als ob sie ihn säugte.
Sie duldete es. Als sie zurück trat,
Schwamm ihr Auge feucht. Sie ließ ihren Mann, den Wirt, am Faß herumschlagen
Und lachte leis. Und hörte das Bett stöhnen,
Indem sie dem Fremden die Schenkel spreizte, der über die knarrende Stiege kam, vorbei an den Söhnen,
Die in der Kammer fromm nebeneinander auf dem raschelnden Strohe lagen.
Klimpernd sprang die schwarze Friedhofspforte –
Und er ging im weißen Grabgewande,
An dem zarten Knöchel rot das Mal der Henkerschande,
Hinunter in die Stadt der vielen, überlauten Worte.
Frech bei Wein und gelber Ostertorte
Höhnten sie den Fremden, den die Glut, die in ihm brannte,
Süß die Hände hob. Weil keiner ihn erkannte
Aus der wüsten Sang- und Säuferhorde,
Wandte er den Schritt zum Platze, wo die Kinder spielten.
Die er gestern noch gestreichelt, ach, sie kannten ihn nicht wieder
Und sie sangen Ringelreihenlieder,
Bis er floh, weil sie mit Steinen auf den fremden Menschen zielten.
In der Kirche, wo die Kerzen glänzten,
Trat er hin zum Priester, daß der betend seine Gnade spüre.
Doch der wies ihm hart die Türe,
Während Frauen fromm die Kanzel kränzten.
Zu der Freundin ging er, Magdalenen, Sünderin im Silberhaus:
Liebe Schwester, sieh, ich komme aus dem Grabe…
Die beringten und geschminkten Hände schenkten Bettlergabe in:
Guter Mann, das Grab gibt nichts heraus
Und von Toten nährt sich Wurm und Maus.
Er hob die Augen, senkte sie und lächelte und ging
Zum Grab zurück. Es war schon Abend und es fing
Zu regnen an aufs Totengräberhaus.
Seine Mutter aber griff in der Luft herum
Und war vor Tränen blind.
Nun liegst du im Grab, still, steif und stumm
Und versprachst mir zu kommen, Kind!
Sie horchte – es war nur der Wind.
Der Himmel ist rot, mit schwarzen Flecken besetzt
Wie eine Salamanderhaut.
Durch die Stille flackert laut
Der Ruf des Fußballspielers, der über den Rasen hetzt.
Dann verlöschen am Himmel die Brände.
Der Vater geht heim mit dem Sohn.
Mit einem silbernen Ton
Bläst jetzt der Mond über die Himmelswände.
Die Häuser rücken die Dächer schief
Wie verliebte Schuljungen.
Der Brunnen, der den Winter verschlief,
Ist wieder silbern entsprungen.
Fensterblumen im leichten Wind
Zischeln mit grünen Zungen,
Wie Mädchen, die süß hinschwankend sind,
Zu Ranken und Ketten verschlungen,
Geschaukelt von Frühling und Wind.
Er trägt einen Fleck, einen moosgelben Fleck
Auf dem grünen Ärmel, er hat keinen andern.
Er schnüffelt wild, seine Nase ist weg,
Liegt bei Paschendaele in Flandern.
Er holt sich am Amt seine fünfhundert Mark.
Fünftausend, er kann’s nicht verwinden,
Fünftausend bekommen die Blinden
Und die mit gelähmtem Rückenmark.
Er steht an der Ludwigstraße
Mit den Händen in den Hosen.
Schaun all auf seine Nase.
Ein Karren mit Aprikosen
Fährt vorbei. Vom Würmerfraße
Zeigt eine ein grünes Loch.
Das grüne Loch, wem gleicht es doch?
Dem Loch in seiner Nase.
Er kauft sich die nasse, zermatschte Frucht.
Beriecht sie auf blankem Handteller.
Beriecht sie, und läuft, und schneller
Als damals auf der großen Flucht
Vor den Granaten. Schon ist er am Siegestor.
Eine Autodroschke rollt glatt heran,
Da wirft die Frucht der Veteran
Dem feinen Fräulein ans Ohr.
Das tröpfelt den weißen Hals hinab
Und klebrig den Kanal
Zwischen den Brüsten. Und bis sie befahl
Ihm nachzufahrn, war er im Trab
Im englischen Garten verschwunden.
Er hat es nie verwunden
Und fühlt es täglich gleich stark:
Fünftausend Mark die Blinden und die Rückenmarksverletzten,
Als ob ihm Auge und strammes Kreuz und fünfhundert Mark
Das Loch überm Maul ersetzten.
Die Scheibe ist aus Glas, aus gefrorenem Wasser,
Und die lederne Hand kann nicht zu dem Brot.
Wie eine Spinne läuft die Hand die Scheibe auf und ab,
Daß die Fingernägel klippern: klapp, klapp.
Der dicke, fette Bäcker, der Weißbrotprasser,
Schmeißt der Alten das Brot vor die Füße in den Kot.
Wie die Lederspinne klippklapp von dem Glas wegschwirrt,
Klippklapp, die Scheibe im Nachhall klirrt!
Die Vettel wird festfreudrot.
Gib mir einen Kuß, alte Sau!
Brüllt der Bäcker zu der Frau.
Die Schmutzgreisin sagt: Sie spaßen, gnädiger Herr!
Und zeigt die zahnlosen Lippen her,
Und schaukelt und schlingert fröhlich weg und davon, das Wrack nur von einem Boot,
Aber ein Fähnlein gehißt, den Bettelhaarzopf,
Aber mit Proviant im Faß und Wasser im Kropf,
Aber mit Brot, mit Brot.
Schuld war der Zigarettenladen,
Darin ein Mädchen tätig war.
Für ihre Waren, ihre Waden
Verlangte sie viel Geld in bar.
Um sie und den Tabak zu kriegen,
Machte ich sie zu meiner Frau.
Sie wartete aufs Kinderkriegen,
Ich dampfte alle Zimmer blau
Ich sollte lieben, doch nicht rauchen,
Verlangte sie nach kurzer Zeit.
Ich konnte keine Liebe brauchen
Und war zu jeder Tat bereit.
Statt Zigaretten lauter Küsse!
Ich hab’ sie schleunig umgebracht
Mit Hilfe zweier Flintenschüsse,
Und rauchend mich davongemacht.
Das gute Mädchen schmilzt, entdeckerarmumsegelt;
Hin auf der taubengrauen Ottomane.
Sie spricht von Reinhardt, Kerr und von Kahane,
Und wie sie kennerhaft den Wurf der Röcke regelt,
Ist sie sehr waldkeusch, andere Diane.
Im roten Lehnstuhl, lächelnd hingeflegelt,
Das Negerhaar sehr schwarz emporgekegelt,
Träumt Lily süß. (O, Leda mit dem Schwane!)
Das blonde Mädchen geht, verletzt
Von Lilys Brunst; denn sie ist sehr veredelt
Und fühlt sich hier wie Demutwild gehetzt.
Doch Lily lacht, von Lockenpracht umwedelt.
Wie sie im Tigersprung nun auf den Diwan setzt,
Spreizt sie die Beine, kreischt: Nun hat sichs ausästhetelt!
Den runden Tisch umplustern dicke Frauen,
Breit aufgeschwellt von dem legalen Glück.
Ignaz tritt ein. Wie aufgescheuchte Vögel schauen
Sie bös auf ihn. Vor ihrem Blick
Zieht er sich an den fernsten Tisch zurück
Und hebt die Zeitung vor die Augenbrauen.
Die dicken Frauen zischeln aufgeregt, und sie mißtrauen
Sehr seiner Hose fabelhaftem Schick.
Mit Recht! Er frägt die Centa, Kellnerin: Willst mit mir kommen?
Willst du? O komm! Meine Kaffeemaschine
Singt süße Lieder. Ach, sie schweigt beklommen.
Dann wirft sie Tasche, Serviette fort
Und geht mit ihm, von wo er hergekommen
Und läßt den Wirt wie angespießt zurück.
Die dicken Damen werden alle bleich
Und plätschern aufgewühlt, ein Karpfenteich,
Durch den ein frecher Silberhecht geschwommen.
Ein Schimmel, milchweiß mit roten Nüstern,
Hob den Kopf gegen den Wind.
Alle andern waren noch taub und blind
Für den dünnen Rauch, das dünne Flüstern
Im Gras. Nur ein schwarzes Fohlen rollte die Augen groß,
Stellte die Beine schräg und galoppierte eine kurze Strecke.
Am Horizont eine Wolke wie eine Schnecke
Schickte die Fühler aus wie Stricke Rauchs, wie dunstige, verknäulte Lassos.
Dann war es, daß die Hitze
Hitziger wurde und rot alles Blaue.
Es neigte sich mit brennender Braue
Das Feuergesicht aus dem Wolkenschlitze.
Dann wurde das Knistern stärker. Dann war das Feuer da, überall, dicht hinter ihren Schwänzen, züngelnd im Grase.
Sie strahlten in wilden Büscheln davon, strauchelten, stürzten, viele verbrannten.
Zu den wenigen, die in der Schlucht Wasser und Kühlung fanden,
Gehörte der Schimmel. Es rieb sich an ihm das Fohlen die feuchte Nase.
Struppig wie ein Kriegsknecht schwankt die Föhre
Und marschiert ins Himmelblau.
Um ihre Hüften hängen noch die Flöre
Nebelflöre, silbergrau.
Und den Hügel hat sie nun erklommen.
Steigt sie drüben abwärts in die Schlucht?
Nein. Von allen Seiten kommen
Föhren auf der Flucht.
Und nun sammelt sich der Haufen
Und die Flöre sinken ab.
Will ein Fuchs durchs Dickicht laufen,
Werfen sie ihm bös, mit Schnaufen,
Zapfen auf den krummen Trab.
Wie grün ist das Gras! Wie dick es ist,
Wo der pechschwarze Käfer den Goldkäfer frißt!
Die Augen zu! Wie weht der Wind kühn!
In meiner Pupille braust noch das Glühn
Des Himmels, und ich seh ihn doch nicht
Und nicht sein blaues, platzendes Licht.
Fern kräht ein unsichtbarer Hahn,
Grell klimpert dazwischen ein Fahrradmann.
Irgendwo brennt um die Welt ein Zaun,
Ein Bretterzaun, aus Brettern braun.
Die Augen auf! Im Isartal
Auf der Wieseninsel! Ein Pfad, kahl, schmal,
Läuft zu ihr, wo das Gras dick ist,
Wo der pechschwarze Käfer den Goldkäfer frißt.
Ja, das ist er, grau wie Schiefer,
Winterhimmel, der sich biegt!
Auf der Ebene vor der Vorstadt liegt
Der Nebel, dünn, wie Rauch. Sein Ungeziefer
Jagt der Hund, der Schäferhund, und bellt.
Und der Schafe stetsbewegte Rücken
Sind wie Wellen, und der Schwarm von schwarzen Mücken,
Der im Sommer über ihnen tanzte, fehlt.
Wie der Bach tönt! Braune Moose flattern
Auf den kalten Wellen fort,
Und mit weißern Steinen, glattern
Als im Sommer, tauschen sie ihr Wort.
In der Grube, im Gebiet
Des gelben Lehmes hüpft das Männchen,
Rot die Mütze, Zauberhähnchen,
Zirpt den Vers und kräht das Lied,
Kies, der kollert, übertönt es:
Ich bin froh, daß niemand weiß –
Und so flötet es und flennt es,
Zwerg und Flachsbartwackelgreis:
Daß ich Rumpelstilzchen heiß!
Pfeift der Wind, das Männchen kräht
Und die Schafe grasen.
Auf der Straße, abendspät,
Durch die grellen Nasen
Rote Autos blasen.
Der Rauch des Zugs fliegt wie ein Frauenhaar
Im Blau.
Wiesen schwellen und die Hügel stehn im Saft.
Über den Bach springt heller Birken Schar.
Die Sonne läutet am Himmel:
Februar.
Tiefer Himmel und Wolkenfetzen und Schnee,
Regen und Wind und Hagel. Jeder Platz ist ein See.
Und dann sind die Wolken weg, alles ist blau,
Der Asphalt glänzt und eine junge Frau
Geht über die Straße, schlägt den Mantel zurück;
Auf Gold hämmert die Straßenbahnglocke ein Stück
Einer süßen Melodie – und im Genick
Spürt sie den Wind veilchenpfotig und sonnenlau.
Der Himmel ist dezemberblau
Und januarfrostklar.
Der Jungbaum spreizt, der Zar der Schar,
Der Sträucherschar, die vor ihm kniet, die Hände rissigrauh.
Doch abends kommt ein Frühjahrsmond
Grün über Turm und Dach,
Ist jugendblaß und märzenblond,
Ist frühlingssüß und frühlingsschwach.
Die Katze friert
Am Trottoir.
Und wie der Mond nun höher schwirrt –
O stiert
Da nicht einäugig her das Kältetier, der Winterstier, pflaumblau. nackt, ohne Haar.
Aus den runden Wolkentassen
Stürzt das blaue Licht herein.
Fenster sind wie junger Wein,
Kräuseln sich im Wind, im blassen.
Winterdürre Vögel prassen
Grüne Spitzen,
Und wie Kain
Müssen sie den Bruder hassen,
Bei dem Mahl allein zu sein
Über spiegelnden Terrassen.
Als hätt’ ein süß betrunkener Engel Sekt
Über die Morgenwiesen ausgegossen,
Sind alle Mulden silbern überflossen,
Vom hellen Winde wallend aufgeneckt.
Und jetzt der Frosch, der frech vom Straßenbord
Ins Brausen hupft, ein grüner Sprung und Schwung,
Den blonden Kitzel schlürft, grasgrell, genießerisch und jung,
Der taumelt fast und glänzt. Dann taucht er fort.
Das Orgeln der Karusselle
Läutet den Abend ein.
Azetylenlampenschein.
Der sichlige Mond ist zur Stelle –
Da schnattert der Klang der Schelle
Wie Glöcklein und klapperndes Bein
Durch die blutige Helle.
Das Licht in der dunklen Stube:
Wie ein weißer Strich im roten Kreis,
Wie ein funkelnder Kreis von Fliegengeschmeiß
Über dem Aas in der Grube.
Das Dunkel verbrennt an dem zischenden Wachs.
Es schwelt und knallt, als ob Stoff, als ob Flachs
Ein Faden die Flamme durchquere,
Ein Haar die magre ernähre.
In der Ecke dunstet’s, ein fauler Geruch
Steigt aus den morschen Brettern.
In dem alten Bibelbuch
Tanzen die krummen Lettern.
Wie sieht der Rasen runzlig aus! Die Äste
Der Bäume sind schwarz und dünn.
Spatzen, die einzigen Vogelgäste,
Piepsen dumm und kühn.
Die Sträucher sind mit Reisig umhüllt,
Tomaten und Stachelbeeren.
Wie ein verwaschenes Tuch, zerknüllt,
Flattert der Weg. Die weinlaubleeren
Zaunlatten sind scharf, und wie Speere
Umstehn sie die Gartenbucht.
Wann reift die Johannisbeere
Zu sommerlich roter Frucht?
In den hellen Himmel, in den grünen Himmel, über den
schwarzen Bach hinweg
Springt der dichtberankte, zackblattüberschwankte
Stangensteg.
Die Feuerwarzenunken, tief im Schlamm versunken,
Blinzeln urgreisbös auf die Libellendschunken
Mit den surrenden Motoren.
Traumverloren
Steht die Weide, regt sich kaum,
Eingekleidet, eingeseidet in den spinnendünnen Juliflaum.
Wenn der Wind raschelnd durch die Straßen geht,
Anders als sonst, hart, wenn er klirrt, blechern schwirrt,
Der Baum, der arm vorm Himmel steht,
Grün und lodernd wird.
Die Sonne auf der Turmspitze sitzt,
Wie eine gelbe Zitrone: Ist dann der Frühling da?
Der Knabe, der sich Pfeile schnitzt,
Tiger schießt, sagt: Ja, und Afrika!
Die gelbe Zitrone rollt höher. Der Wind raschelt schrill.
Blau bricht der Himmel – April.
In der braunen Nacht
Schwimmen rote Lampione –
Späte Radfahrer, die ohne
Laterne heimkehrn, haben sie entfacht.
In feuerroten Dünsten
Drehn sich die Kugeln überall,
Aus roten Feuersbrünsten
Steigt grell der große Mondenball.
Die trunknen Fahrer schwirren
Insektengroß zum roten Mond
Und surren schrill auf ihren
Rädern rotbelampiont.
Alle Kerzen sind entzündet,
Watte glänzt und schöner Schaum,
Und der Engel, der verkündet,
An dem Mund die Goldposaun,
Feurig bläst er hoch vom Baum.
Strahlender! Mit Flügelspreiten
Scheint er stets bereit, zu fliehn:
Offne Räume, blaue Weiten,
Himmlisch süße Seligkeiten
Locken übermächtig ihn.
Bleibt er dennoch in dem Zimmer,
Bleibt uns blasend nah,
Ist es, weil er durch den Schimmer
Schaut, wie uns geschah,
Unser dunkles Herz voll Mitleid sah.
Weißes schickt der Fluß herauf,
Dampfig haucht sein feuchter Atem.
Wallend dreht sich das Gewölk
Empor.
Dunkel glühend schwelt das Rund
Des Monds wie Feuersbrunst,
Wie Rauch stößt er aus gelbem Mund
Rötlichen Dunst.
Dann überm Nebelziehen schwebt er leuchtend,
Das Blaugewölb der Nacht mit Silber feuchtend.
Der Schnee fällt,
Der Wind weht,
Der Hund bellt,
Wenn jemand im Dämmern vorübergeht.
Über das weiße, weite Feld
Stiebt das Silbergeflügel,
Die Vogelscheuche am Waldrand hält
In der Hand einen krummen Prügel.
Auf der Spitze des Prügels hockt
Eine Krähe und schreit.
Der weiße Schnee flaumt und flockt.
Lautlos, unabsehbar weit,
Als ob einer oben wo säße, der brockt
Weißes Zeug die ganze Zeit.
Der Mond kommt, rötlich und kalt.
Die Kirchturmuhr acht Schläge schallt.
Sind die acht Schläge verhallt,
Stumm in der Stille tanzen die Flocken zum Wald.
Schwankt die schwere Türe auf:
Über den stillen, schneeverwehten
Domplatz dringt ein Orgelschnauf.
Fromm erblitzt das gelbe Gold,
Flackern Kerzen, bienenschwärmend,
Und ein weißes Sprühen rollt
In das Dunkel, lichterlärmend.
Jetzt: ein süßer Silberton
Steigt aus Knabenkehlen an,
Taubenbrünstig, schwingt davon,
Flügelnd in die Sternenbahn.
Dem Finstren, der vorm Tore steht,
Schneebeschüttet, windumweht,
Pocht an das verschloßne Ohr,
Mächtiger schwillt an der Chor,
Kindheitswort, das Macht verlor.
Ihm quillt unter der ergrauten Braue
Eine Träne, Knabengold,
Die der Wind holt, daß sie niemand schaue.
Der Himmel ist wie Glas und blau
Und silberfrostig klar.
Der Jungbaum winkt gebieterisch
Der Sträucherschar, die um ihn kniet, mit Händen rissigrauh.
Und abends kommt der volle Mond,
Grün über Turm und Dach,
Ist zart und blaß, und rötlichblond
Ein Schein um ihn glänzt regennaß,
Und frühlingssüß und frühlingsschwach.
Doch wie der Mond nun höher schwirrt –
O stiert
Da nicht einäugig her das Kältetier,
Der Winterstier,
Pflaumblau, nackt, ohne Haar?
Nun klingt die Straßenbahnglocke
Zu mir mit silbernem Laut,
Der ich am Ofen hocke
Mit bleicher Stubenhaut.
Nun ist das Viereck Bläue,
Das ich durchs Fenster seh,
Eine erschütternde, neue
Farbe und tut mir weh.
Nun ist der schwarze Ast,
Der heftig die Bläue durchquert,
Ein tanzender, schwankender Mast
Auf einem Schiff, das fährt.
Nun sind meine Fingernägel,
Zupfend am Taschentuch,
Kleine, verschüchterte Vögel,
Die fürchten sich vor dem Flug.
Schwarz ist der Wald.
Und schwarz und kalt
Rinnen durch ihn die Wege.
Grünfeucht glänzt Stein und Moos.
Ein Häher schreit:
Erschüttert schwankt die Einsamkeit.
Gläserne Kugel traf ein Schnabelstoß
Davon ein Ton steigt klar, befreit,
Ins unsichtbare Blaue weit.
Das Wasser plätschert am Uferstein.
Lausche nur drauf: das ist
Als ob einer aus einer Flasche den Wein
In ein Kelchglas gießt.
Das Algenfloß schau!
Wie aus grünem Haar,
Wie aus dem Haar einer Wasserfrau!
Und wie es zittert und bebt
Von der Kühle, die tief auf dem Stromgrund war,
Und nach oben strebt!
Unruhig verlangend, verwurzelt im Stein,
An den jede Welle schlägt,
Ist es lüstern, zu reisen, doch kann es nicht sein,
Weil keine flußabwärts ins Brausen trägt...
Jede Welle nur schüttelt und hebt
Das Haar, grünwallend gewebt,
Der Nymphe, die trauernd im Kühlen hier lebt.
In der Morgenfrische steht der Gaul bereit,
Der Zügel hängt, die Bügel blitzen.
Mit einem Schwung im Sattel zu sitzen:
Wie ist die Welt weit,
Und blau von Licht und Seligkeit.
Die Wolken treiben langsam im Wind
Und spiegeln sich im Fluß,
Noch weißer fast als sie droben sind.
Ein Weiher am Wegrand dämmert blind,
Sein Wasser wie Feuer im Moor verrinnt.
Ein Graben. Hinüber! Im Schuß
Seh' ich drüben den Kirchturm blinken
Und im Grünen wieder versinken.
Im Wald, im rabenschwarzen Wald,
Wie dumpf jetzt der Galoppsprung hallt!
Nun Trab. Mit goldenen Zinken
Baut sich in den Himmel die Stadt.
Die Sonne hat sich mächtig hervorgetan,
Da kommt auf dem Fluß breitbäuchig ein Kahn,
Der Äpfel geladen hat.
Die gelben Kugeln leuchten
Und rote zwischendrin.
In den Büschen ein Stampfen und Glänzen:
Kentauren, die lange verscheuchten?
Die Freunde! Sie sind es, sie kränzen
Sich lustig die Mützen zum Tagbeginn,
Und die Pferde mit wehenden Schwänzen
Haben Rennen und Springen im Sinn
Und blähen die Nüstern, die feuchten,
Und schnauben voll Mut vor sich hin.
Trauriger Dezemberabend,
Wenn der Regen fließt.
An meines Nachbars Zimmerwand tönt's schabend,
Weil an der Wand den Nachbarn was verdrießt.
Traurige Dezembertrübe
Er scharrt im Schritt, Galopp und Trab,
Als wühlte, schaufelte und grübe
Ein Eingesargter sich aus seinem Grab.
Traurige Dezemberfeuchte
Alle sind wir eingesperrt.
Und nur der Glühbirn matte Leuchte
Ist uns als Lampe in der Gruft gewährt.
Die Nacht ist voll Musik.
Aus jedem dunklen Hause dröhnt es,
In zerzausten Büschen stöhnt es,
Zauberisch leuchtet die Fabrik.
Aus dem sternbesetzten blauen
Himmel neigen sich, wie Frauen
Glänzend, Flügelträger in die Nacht.
Blasen auf den roten Röhren,
Auf den Ziegelsteinposaunen,
Daß von Chören, süß betörend
Es in Lüften weint und lacht.
So posaunten und schalmeiten
In den blauen Himmelsweiten,
So schalmeiten und posaunten
Silberhell die licht gelaunten
Engel durch die ganze Nacht.
Haus an Haus, schwarz aufgestellt
Bebend lauscht die Stadt,
Weil Musik der oberen Welt,
Hergerauscht vom Sternenfeld,
Sie überwältigt hat.
Wo aus der Tiefe der triefende Eimer aufschwebt,
Ist der Erde weißes und kühles Blut:
Das ewige Wasser schweigt und ruht
Alterlos unten, in Klüften und Schächten,
In den spiegelnden Grotten der Tropfsteinhalle,
Bei Moosen und silbernen Flechten,
In der bläulichen Welt der Tropfen und Kristalle.
Und das Wasser steigt auf zu den Herren und Knechten.
Sie trinken's. Und wir trinken es alle.
Unser Blut wird hellrot, klar, geschwind
Wenn der Trunk wieder von uns rinnt,
Sinkt er und sickert zur Tiefe – ein Kind,
Das blind zurück den Weg zur Mutter findt.
Und ist mit der ewigen Kühle, vom Trüben des Fleisches gereinigt.
Aufs neue vereinigt.
Ein kurzer Regen flattert
Über Dach und Turm.
Das Fenster schnattert
Wild im Frühlingssturm.
Die Sträucher an der Mauer,
Die rauschen wie im Zorn herauf:
Verwünschter, nasser Schauer!
Doch der ist nicht von Dauer,
Fern tut ein lichtes Tor sich auf.
Draus kommt die Sonne noch einmal,
Mit Glanz, und warm,
Und überschüttet den Laternenpfahl,
Und auch die Sträucher werden noch ein wenig rot.
Dort, hinterm Schlot,
Der qualmig dampft, wie ein Kanonenboot,
Mit nacktem Arm
Greift übers Dach der Mond,
Mit einem Mädchenangesicht, rosabebändert, blond.
Was immer die Deutschen sich träumend ersehnten,
Wofür sie litten und fochten und fielen,
Die besten der Männer,
Die Sänger der Lieder;
Die Helden der Schlacht,
Und was sie verzagt dann schier nicht mehr zu hoffen gewagt:
In einem herrlichen Jahr
Ward es gewaltig vollbracht.
Als unter dem fahlen, flandrischen Licht,
O, wie es mühsam den Nebel durchbricht!
Die ersten Granaten her rauschen,
Da heben die Knaben ihr bartloses Gesicht
Und staunen und lauschen.
Den zwischen die Freiwilligen warf die Pflicht,
Der jetzt mit ihnen durchs Rübenfeld kriecht,
Der alte, gediente Landwehrmann spricht:
»Wie lang seid ihr schon Soldaten?
Zehn Wochen?« Sie sagen: »Erraten!«
Sie sagen: »Wir sinds seit zehn Wochen.
Vor zehn Wochen ist der Krieg ausgebrochen,
Seit dem sind wir gesprungen und gekrochen
Über Acker und Wiesen und Felder,
Daheim, im Vaterland.«
Sie sagen: »Nun sind wir in Flandern,
Mit dir und vielen andern.
Du hast zwei Jahr gedient, wir zehn Wochen,
Sonst ist da kein Unterschied.
Aber schau, wie der Nebel jetzt flieht!
Und hörst dus? Sie rufen: Wir stürmen!«
Und als sie dann sangen ihr großes Lied,
Durch die Rüben stolpernd,
Und fielen hin
Und sangen im Liegen weiter,
Sang der Landwehrmann mit.
Unterm fahlen, flandrischen Licht,
Als die Granaten rauschten,
Da war sonst kein Unterschied.
Das Lied hat man weithin gehört,
Hat viele heiß aufgestört,
Die warn um die Ruhe gebracht:
So sangen die Knaben.
Und viele hörens noch heut, in der Nacht,
Wenn der Mond durch die Nebel zieht,
Das Lied, es klang über alles,
Das unsterbliche Lied.
Der Mai ist da –
Fast will's dich erschrecken!
Du siehst's an den Hecken,
Die sich begrünen,
Sichstrecken der Äste.
Du siehst's am Wasser,
Das schneller fließt,
Du spürst es am Wind,
Der zu wehen beginnt
Wie vorher nie,
Und selbst dem Fisch fuhr es neu ins Geblüt –
So schießt es vorbei!
Du siehst es am Kirchturm, der anders glüht,
Du siehst's an der Wolke, die weiß hinzieht,
Am Löwenzahn, der am Straßenrand blüht,
Und hörst du nicht einen züngelnden Schrei?
Sang es der Hahn, dies feurige Lied?
Oder sang es der Mai?
Soll ich dir sagen,
Daß ich der deine?
Oder scheint dir das recht überflüssig?
Soll ich dich fragen,
ob du der meine?
Wirst du der Frage jemals überdrüssig?
Ich bin dein,
Und du bist mein,
Ist ein uralter Reim.
Gilt er noch heut und jetzt?
Bis der Tod die Sense wetzt!
Und dann noch, daheim,
Bin ich dein
Und du mein –
Und wir singens in die himmlische Sprach übersetzt.
Warum ich von Liebe nicht singe?
So hat mich mancher gefragt.
Ich finde die tiefsten Dinge
Bleiben besser ungesagt.
Ich red' von den Vogelschwingen,
Vom Blut am Himmel, wenn's tagt,
Und von dem Wild in den Schlingen,
Das jämmerlich klagt
Und hab' ich da von den Dingen
Der Liebe nicht alles gesagt?
Verregnet war der September.
Es gut zu machen,
Fällt dem Oktober nicht ein.
So gehen wir in den Winter hinein
Und hatten den Sommer nicht:
Denn auch Juni, Juli, August
Taten nicht ihre Pflicht
Mit prasselndem Licht und Wälderlust.
Und kein goldener Herbst nahm uns an die Brust.
So müssen aufs kommende Jahr wir hoffen.
Dieses ist uns davon geloffen
Wie Wassers Flut,
Und war nur für Kröten und Molche gut.
Und sei vor dem fremden Pilz auf der Hut,
Der arglos schaut,
Den Regen trinkt und Gift daraus braut.
Die Freundschaft zerbricht
Und die Liebe zerschellt –
Was denn auf der Welt
Bleibt ganz und bricht nicht?
»Die Sonne ist rund
Und ein goldenes Rad
Jahraus und jahrein!
Und genügt dir das nicht?«
Doch schon der Mond hat
An jeglichem Tag,
Ja, jede Stund
Ein andres Gesicht!
Muß das denn so sein?
»Das frage die Eulen
Schwarz in den Säulen
Geborstener Tempel –
Mich nicht!«
Hätt ein Glück sein können mit uns,
Über die Maßen!
Nun blasen
Die höllischen Teufel darein!
Wär ein Paradies geworden,
Schon auf dieser Erden:
Ich dein und du mein!
Verschlossen die Pforten!
Wir werden
Im Jenseits erst glücklich sein!
Ob es das gibt?
Sagt mancher doch: Nein!
Aber der liebt,
Meint wohl es müsse so sein!
Liebe macht fromm.
Warte, uns blasen
Drüben die Engel Willkomm!
Der Mond kommt jetzt sehr früh herauf
Und glänzt wie Silber matt.
Es schaut kein Mensch zum ihm hinauf –
So ist das in der Stadt,
Wo keiner Zeit zu haben meint
Nach oben hin zu spähn.
Er aber kommt und geht und scheint,
Auch wenn wir ihn nicht sehn.
Das kränkt ihn nicht, das macht ihm noch
Nicht das Geringste aus.
Und wenn wir schlafen, taub und blind,
Fühllos wie Schläfer sind –
Das gilt ihm gleich, er legt uns doch
Sein Licht auf unser Haus.
Der Regen gefällt mir,
Das rauscht so fein,
Und schön ist die Welt
Im Sonnenschein.
Der Himmel schickt jeden für sich allein.
Doch will er, es soll was ganz Prächtiges sein,
So wirft er den Glanz in die Nässe hinein,
Das gibt einen Regenbogen,
Siebenfarbig gezogen.
Der schwarze Vogel mit dem gelben Schnabel
Fliegt schwarz und frech zum Gartenzaun
Und äugt vergnügt ins neue Babel,
Wo vor ihm an der Straßengabel
Sie stockwerkshoch den Käfig baun,
Daneben dräut ein Rollenkabel,
Schlangengezücht, er mag es nicht,
Pfeift immer doch sein junges Lied
Ins alte Licht,
Bis schon, mit grellen Hupen blasend,
Autos flitzen, dumm und rasend,
Durch den Abend, honigbraun.
Wunderts dich, daß in der Nacht
Räuber übern Zaun sich schwingen,
In die Gärten, unbewacht,
Um die süße Apfelfracht
Froh nach Haus zu bringen?
Vollmond sollte Wächter sein?
Liebe Frau ? was fällt dir ein? –
Er leuchtete dem Dieb,
Der in den Ästen lautlos sein
Schnödes Handwerk trieb!
Während du dem Mond vertraut
Hast, war man still geschäftig:
Wer zu viel zum Mond aufschaut,
Den bestiehlt man kräftig.
Du wolltest das alte Geheimnis belauern,
Das immer im Märzwind sich wieder erneut?
Gestern war kahl noch das Gärtchen und heut
Stehen die Schneeglöckchen da!
Wann war es, daß es geschah?
Die Nacht war zu tief, als daß man es sah,
Du schliefst, und ich schlief hinter Mauern,
Da war es, geschabs unter Schauern,
Verborgen vor eitlen Zuschauern:
Sie haben die Erde, nun sind sie da,
Die Blumen, uns vor den Mauern!
Sind selber darüber erschrocken,
Sie bebten sonst nicht so, die Glocken!
Geduld! Geduld! Wir haben keine Eile!
Die Ochsen brummen es, gesenkt das Horn,
Und wandeln hin, in stolzer Langeweile,
Dem Wagen vorgeschirrt, auf dem das Korn
Hoch aufgetürmt und gelb vor Hochmut glänzt.
Die Fliegen ärgern sie, doch die Natur
Hat sie in weiser Güte lang geschwänzt,
Das Pack zu scheuchen, und die Peitschenschnur
Des Knechtes tanzt mit oft geübtem Schwung
Auf ihrem Fell. Aus schwarzen Mäulern hängen
Die Silberfäden weißen Speichels nieder.
Vorm Hoftor stehn, und dehnen Brust und Glieder,
Die Mägde schon. Der einen, noch ganz jung,
Will schier die Lust das enge Mieder sprengen.
Das Vierblatt bringt Glück,
Sagt ein Spruch.
Bück dich und such!
Stört dich das Krähengeschrei?
Hat sich mancher gebückt,
Gespäht und gepflückt:
Ein Vierblatt war nicht dabei!
Glück läßt sich nicht zwingen.
Greif blindlings nur zu!
Und solls dir gelingen,
So steht es grün glänzend vor deinem Schuh!
Der Mai ist da –
Fast wills dich erschrecken!
Du siehsts an den Hecken,
Die hell sich begrünen,
Und an dem kühnen
Sichstrecken der Äste.
Du siehst es am Wasser,
Das schneller fließt,
Und spürst es im Wind.
Der zu wehen beginnt
Wie vorher nie,
Und selbst dem Fisch fuhr es neu ins Geblüt –
So schießt er vorbei!
Du siehst es am Kirchturm, der rosenrot glüht,
Und an der Wolke, die weiß hinzieht,
Am Löwenzahn, der am Straßenrand blüht,
Trompetengelb und in Büscheln.
Und hörtest du nicht einen züngelnden Schrei?
Sang es der Hahn, dies feurige Lied?
Oder sang es der Mai?
Leer sind die Straßen im Sonntagswind:
Die Menschen hat es ins Freie getrieben!
Nur die weißen Wolken sind
Treu über der Stadt geblieben.
Die Häuser stehen wie unbewohnt.
Alles sucht draußen das Glück:
Einen Weg durch den Wald, einen Pfad durch das Korn,
Eine Stunde im Dorf, einen Rittersporn,
Von der Welt ein glänzendes Stück!
Und kommen die Schatzsucher abends zurück,
Bestaubt, und vom Sehen satt,
Hängt zwischen den Wolken der goldene Mond
Unbeachtet über der Stadt.
Trink roten Wein! Trink weißen Wein!
Bleib klug in deinem Kämmerlein!
Und Sonne, Mond und Sterne,
Die himmelweite Feme,
Ich bringe sie zu dir herein.
Der Himmel ist hellblau und leer.
Sankt Martin bewacht die Landshuter Stadt,
Die Giebel, die Straßen, die Plätze,
Von altem Leben schwer.
Die Bratwürste krümmen sich zischend am Rost,
Sankt Martin hört's mit Bedauern,
Doch ist's eine fette und nahrhafte Kost
Für die Städter und für die Bauern.
Die Isar hat's eilig wie stets.
Die Fische sind nicht zu sehen –
Die Brachsen, die Hechte, die Huchen,
Nach denen die Angler suchen,
Sie stehen, die schlauen, im tieferen Strom.
Grün glänzen die Isar Auen,
Das wirft sich grünspiegelnd zurück.
Sankt Martins hoher, spitztürmiger Dom
Greift stürmisch den Himmel an –
Sankt Martin ist nicht von den Lauen!
Sankt Martin war ein adliger Mann,
Zerschnitt seinen Mantel – das größere Stück
Gab er, den Bettler zu wärmen.
Die Domdohlen lärmen und zanken.
Sankt Martin hat gute Gedanken.
Frühe Gedichte 1911 bis 1919
1 Vision
In: Der Komet (München), 1, Nr.42, 16.12.1911.
2 Winter
In: Deutscher Hausschatz, 37, 1910/11, S.296 [Anfang 1911].
3 Der Tannenbruch
In: Deutscher Hausschatz, 38, 1911/1912, S.292 [Januar 1912].
4 Die Könige aus dem Morgenland
In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr.10, 6.1.1914. – U.d.T. Die morgenländischen Könige auch in: Die Bergstadt, 4, 1915/16, S.353 [Januar 1916]. – Auch in: Meggendorfer Blätter, 1919, S.5 [2. Januar].
Ein Brief B.s an Wetzlar vom 22 Januar. 1953 bezieht sich wohl auf Die Könige aus dem Morgenland: »Das beiliegende Gedichte ist wohl das erste, das überhaupt von mir gedruckt wurde«. Hier irrte sich Britting, wie es diese Aufstellung beweist.
5 Traum
In: Die Bergstadt, 4, 1915/16, S.125 [November 1915]. Auch in: Liller Kriegszeitung, Nr.88, 20.4.1917.
6 In Flandern (Winter 1914)
In: Jugend, 20, 1915, S.20 [Januar]. – Liller Kriegszeitung, Nr. 34, 8.11.1917.
7 Vorhut
In: Über Land und Meer, 57, 1914/15, S.386 [Februar 1915]. Auch in: Der Türmer, 18, I, 1915/16 S.460 [Januar 1916]. – Meggendorfer Blätter (Kriegschronik), 108, 1917, S.130 [1.3.1917]. – Liller Kriegszeitung, Nr.46, 14.12.1917.
8 Wenn es regnet
In: Wieland, I, 1915/16, Nr.35, S.2 [26.11.1915].
9 Der arme Soldat
In: Liller Kriegszeitung, Nr.6, 17.8.1916. – Auch in: Meggendorfer Blätter (Kriegschronik), 108, 1917, S.78 [1.2.1917].
10 Feldpostbrief
In: Liller Kriegszeitung, Nr.43, 6.12.1916.
11 Feldsoldatensang
In: Liller Kriegszeitung, Nr.49, 24.12.1916. – U.d.T. Das Mädchen von Semuy auch in: Westermanns Monatshefte, 1917/18, Bd.I/2, S.564 [Januar 1918].
12 Neujahrsnacht im Schützengraben
In: Der Türmer 19, I, 1916/17, S.476 [Januar 1917]. – U.d.T Neujahr 1918 auch in: Die Bergstadt, 6, I, 1917/18, S .251 [Januar].
13 Auf Posten
In: Liller Kriegszeitung, Nr.65, 10.2.1917. – Auch in: Liller Kriegszeitung. Sommerlese 1917. Der Auslese fünfter Band, Lille: Verlag der Liller Kriegszeitung 1917, S.42.
14 Ritt im Regen
In: Liller Kriegszeitung, Nr.106, 13.6.1917. Auch in: Frankfurter Zeitung, Nr. 165, 17.6.1917.
15Teestund
In: Der Türmer, 18.11.1917, S.391 [Juni].
16 Treuloser Bräutigam
In: Über Land und Meer, Bd. 118, 1917, S.676.
17 Abend im November
In: Meggendorfer Blätter, 1917, III, S.173 [13.12.1917].
18 Ritt am Abend
In: Meggendorfer Blätter (Kriegschronik), 1918, S.115 [21.2.1918].
19 Der Soldat
In: Der Türmer, 20.11.1918, S.301 [Juli].
20 Ich sehe nichts als nur dein helles Haar (Im Lazarettgarten)
In: Meggendorfer Blätter, 1918, II, S.108 [15.8.1918].
21 An eine blonde Freundin
In: Meggendorfer Blätter, 1918, III, S.155 [5.9.1918].
22 Abend
In: Jugend, 24, 1919, S.106 [Februar].
23 Erster Frühlingstag
In: Simplicissimus, 24, 1919/20, S.83 [6.5.1919]. – Auch in: Neue Donau-Post, 20.5.1919.
Gedichte aus den Zwanziger Jahren
1 Der junge Gott
In: Die Sichel, 1, 1919, S.9-11 [Juli].
2 Frühe Welt
In: Die Sichel, 1, 1919, S.28 [August].
3 Katholische Stadt (für Regensburg)
In: Die Sichel, 1, 1919, S.28 [Zusammen mit dem vorhergehenden u.d.T. Zwei Gedichte].
4 Karge Welt
In: Die Sichel, 2, 1920, S.50 [Juli].
5 Der Gast
In: Der Sturmreiter, 2, H.I, 1920, S.15 [Oktober].
6 Der Fremde
In: Frankfurter Zeitung, Nr.297, 20.4.1924.
Das Motiv des wiederkehrenden Christus war seit der Jahrhundertwende weitverbreitet; Gerhart Hauptmann hatte seinen Roman Der Narr in Christo Emanuel Quint (1910) darauf aufgebaut; Siegfried von Vegesack gestaltete es in seinem Gedicht Christus in München (in: Die Weltbühne, 29.3.1923).
7 Vor der Stadt
In: Der Sturmreiter, 2, H.I, 1920, S.15 [Vgl. S.533].
8 April
In: Simplicissimus, 27, 1922, S.20 [12.April].
9 Der Veteran
In: Simplicissimus, 28, 1923, S.127 [4.Juni].
10 Bäckerladenballade
In: Simplicissimus, 28, 1923, S.298 [10. September].
11 Moritat
In: Simplicissimus, 31, 1926, S.303 [6.September].
12 Atelierszene
In: Das Tagebuch, 4, 1923, S.1015.
Diana, die griechische Göttin der Jagd, verkörpert die spröde Keuschheit; mit Leda, der Gemahlin des Sparterkönigs Tyndareos, zeugte der Göttervater Zeus in Gestalt eines Schwanes die schöne Helena.
Mit dem Regisseur und Theaterleiter Max Reinhardt, seinem Dramaturgen Arthur Kahane und dem Kritiker Alfred Kerr sind drei der wichtigsten Repräsentanten des Berliner Theaterlebens genannt.
Das Gedicht folgt, trotz anderen Strophenbruchs, dem Reimschema eines Sonetts.
13 Vorfall im Cafe
In: Jugend, 29, 1924, S.1023 [22. November].
14 Feuer hinter den Pferden
In: Jugend, 29, 1924, S.304 [17. Mai].
15 Bergdämmerung
In: Simplicissimus, 29, 1924, S.510 [8. Dezember].
16 Im Isartal
In: Simplirissimus, 30, 1925, S.369 [28. September],
Neue Fassung u.d.T. Im Grase liegend in: Der irdische Tag (Bd.II).
17 November
In: Frankfurter Zeitung, Nr.837, 9.11.1925.
18 Februar
In: Vossische Zeitung, Nr.50, 28.2.1926.
19 Aprilwetter
In: Vossische Zeitung, Nr.90, 18.4.1926.
20 Vorwinterlich
ln: Vossische Zeitung, Nr.291, 5.12.1926.
21 Vorfrühling
In: Vossische Zeitung, Nr.67, 20.3.1927.
22 Vorfrühlingswiesen
In: Berliner Börsen-Courier, Nr.164, 7.4.1927.
Neue Fassung u.d.T. Überschwemmte Wiesen in: Rabe, Roß und Hahn (Bd.II).
23 Oktoberfest
In: Simplicissimus, 32, 1927, S.344 [29. September].
24 Einsames Weihnachten in der Skihütte
In: Simplicissimus, 32, 1927, S.536 [26. Dezember].
25 Vorfrühlingsgarten
In: Jugend, 33, 1928, S.245 [14.April].
26 Juli
In: Velhagen & Klasings Monatshefte, 42, 1928, S.490 [Juli].
27 April
In: Vossische Zeitung, Nr.85, 12.4.1929.
28 Abendliche Maximilianstraße
In: Jugend, 34, 1929, S.653 [5.Oktober].
Verstreut veröffentlichte Gedichte / Band 2
1 Der mitleidige Posaunenengel
In: Simplicissimus 37, 1932/33, S.466 [25.12.1932].
2 Dunstiger Abend
In: Kölnische Zeitung, 31.10.1933.
3 Winter vor der Stadt
In: Simplicissimus 38, 1933/34, S.538 [4.2.1934].
4 Christmette
In: Simplicissimus 39, 1934/35, S.466 [23.12.1934].
5 Vorfrühling
In: Simplicissimus 40, 1935/36, S.608 [15.3.1936].
Neufassung von Bd.I, S. 549
6 Genesender
In: Simplicissimus 42, 1937, S.563 [7.11.1937].
7 Kalter Morgen im Wald
In: Simplicissimus 42, 1937, S.234 [2.5.1937].
8 Am Fluß
In: Simplicissimus 42, 1937, S.338 [4. Juli].
9 Morgenritt
In: Die neue Linie 9, H.I, 1937, S.53 [September].
10 Dezemberabend
In: Simplicissimus 42, 1937, S.614 [12.12.1937].
11 Weihnachtsabend in der Vorstadt
In: Völkischer Beobachter (Münchner Ausgabe), »Deutsche Weihnachten 1937« (Beilage), 24.12.1937, S.28.
Weihnachtsabend in der Stadt. In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr.358-360, 24./26.12.1939.
12 Der Brunnen
In: Simplicissimus 43, 1938, S.238 [22. Mai].
13 Abend im Frühling
In: Drei Gedichte von Georg Britting. […] Abend im Frühling. Die Dame 65, H.12, 1938, S.3. [Vgl. S.148].
Abend im Vorfrühling.
Simplicissimus 45, 1940, S.127 [27. März].
14 Ohne Titel [Was immer die Deutschen...]
Dem Führer. Worte deutscher Dichter. Ausgewählt von August Friedrich Velmede. Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehrmacht (Abteilung Inland). Zum Geburtstag des Führers 1941. Heft 37, S.23.
Die Zeitschrift Das Innere Reich, eine »ausgesprochen Süddeutsche Zeitschrift« (Mallmann S.152), deklarierte das Maiheft 1938 zum »Sonderheft zur Heimkehr Deutsch-Österreichs ins Reich«, das zweifellos auch die Zustimmung der Herausgeber zu dieser bei der Reichsgründung 1871 verfehlten ›großdeutschen‹ Lösung spiegelt (die Marbacher Ausstellung Das Innere Reich widmete diesen ›großdeutschen Euphorien‹ eine eigene Abteilung, vgl. Volke, Beil., Vitrine 7). Obschon sich hier kein Beitrag B. s findet, sollte dieses Heft als ideologischer Kontext zur Würdigung von B.s Versen herangezogen werden. Für gewiß darf gelten, daß dieses Gedicht B. abgefordert wurde. Hans Carossa hat diese im Dritten Reich übliche Praxis beschrieben:
Zu Beginn des Jahres 1939 empfing ich zwei amtliche Briefe, die beide einen Glückwunsch zu Hitlers Geburtstag verlangten. Dergleichen Huldigungen wurden damals wie Steuern eingetrieben, und in diesem Fall mit besonderem Nachdruck, denn dieser Geburtstag war einer von denen, welche Rilke die »betonten« nannte: der fünfzigste. Eine bloße Gratulation wurde leider von vorneherein als ungenügend bezeichnet; sie sollte mit einem klaren Bekenntnis zum Führer verbunden sein. Das öfters bewährte Schweigeverfahren blieb erfolglos; die Mahnungen trafen pünktlich ein. Ich suchte mir dadurch aus der Verlegenheit zu helfen, daß ich es vermied, das gefährliche Geburtstagskind unmittelbar anzureden. Ich stellte aus einigen meiner Bücher Zitate von allgemeiner Gültigkeit zusammen und ergänzte sie durch den Schluß, der Dichter, der Künstler habe im Bereich seiner Arbeit den eigenen schmalen abseitigen Weg mit der gleichen Entschiedenheit zu gehen wie draußen auf dem Kampfplatz irdischer Gewalten der Mann der Tat den seinigen. Dieser Glückwunsch für Hitler war zu einer Zeit geschrieben, wo man die Hoffnung, ihn jemals loszuwerden, hatte aufgeben müssen. Wer sie richtig las, mußte in ihnen eine höflich-mittelbare Beschwörung des Mannes erkennen, von dessen Entschlüssen nun einmal unsere Zukunft abhing. Und so war auch der Segenswunsch am Schlusse durchaus ernst gemeint, da er doch der Gesamtheit unseres Volkes galt. Ich sandte mein Schreiben ab und verlor es bald aus dem Gedächtnis.
(Carossa, Ungleiche Welten. Wiesbaden: Insel 1951, S. 72f.)
15 Die freiwilligen Knaben
In: Das Innere Reich 6, 1939/40, S. 742. [Oktober 1939].
Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 316, 11.11.1940.
Die freiwilligen Knaben. Den Gefallenen von Langemarck. In: Krieg und Dichtung / Soldaten werden Dichter – Dichter werden Soldaten. Ein Volksbuch. Hg. v. Kurt Ziesel. Wien, Leipzig: Adolf Luser 1940, S.75f.
Die freiwilligen Knaben. Den Gefallenen von Langemarck. In: Die Ballade. Menschen und Mächte. Schicksale und Taten. Hg. v Wilhelm von Scholz. Berlin: Th. Knaur 1942, S.540f.
In seiner Rede Deutsche Jugend vor den Toten des Krieges, 1924 zuerst gehalten, 1933 (bei Rütten & Loening, Frankfurt a.M.) neu vorgelegt, hatte Rudolf G. Binding über die Ereignisse, die mit dem Stichwort ›Langemarck‹ aufgerufen wurden, gesagt: »Jenes Geschehen aber gehört schon nicht mehr der Geschichte an, wo es einst dennoch erstarren und begraben sein würde, sondern der unaufhörlich zeugenden, unaufhörlich verjüngenden, unaufhörlich lebendigen Gewalt des Mythos« (Binding V, S.248). Die Legendenbildung um Langemarck (vgl. Baird, S.1-12) ging vom Heeresbericht zum 11. November 1914 aus: »Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ›Deutschland, Deutschland über alles‹ gegen die Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie« (zit. n. dem Vorsatzblatt in: Das Langemarckbuch der deutschen Studentenschaft, hg. v Karl August Walther, Leipzig: Koehler 1933). Dieser Bericht stellte bereits - mit dem Gesang, mit der Erfolgsmeldung - eine Stilisierung des Geschehens dar, die freilich von den Zeitgenossen nicht durchschaut wurde in: »Es ist der Heeresbericht«, schrieb Paul Alverdes in seinem Essay Das Vermächtnis von Langemarck 1938, »der sich, auch für uns Überlebende aus der Kriegsgeneration - und wieviel mehr noch für die folgenden -, nun schon wie eine Strophe aus einer alten Heldensage liest« (Alverdes, S.259).
Alverdes hatte 1933 ein Hörspiel Die Freiwilligen über den Angriff auf Langemarck geschrieben. Die Dialogkonstellation von B. s Gedicht ist hier vorgeprägt: »In diesem Text triumphieren die Opferbereitschaft und die klassenversöhnende Kameradschaft über die realistische Skepsis eines älteren, kriegserfahrenen Soldaten und über die ohne Umschweife ausgesprochene Tatsache der Vergeblichkeit des Angriffs. Die Darstellung einer Niederlage war für das Gedenken der zwanzigjährigen Wiederkehr des Tages von Langemarck im November 1934 nicht mehr opportun« (Lehnert S.318).
Im Novemberheft 1934 brachte Das Innere Reich einen Gedenkartikel von Wolf Justin Hartmann: Langemarck (S.946-951); Hartmann hielt »jene[n] Hörigen der Niedrigkeit und Wohlfeilheit, die aus der dumpfen Enge ihrer erdgeborenen Ohnmacht nach jeder kühnen Tat und jedem höheren Streben mit neidischen Blicken schauen« und die in Langemarck nur »die Überlegenheit der Technik über noch so tapfere, opferwillige Herzen« exemplifiziert sahen, »das Wunder der Verwandlung« entgegen: »Das neue Wesen, der neue, deutsche Mensch, geboren aus dem Blut der Kameradschaft, entstanden im Inferno eines ungeheuren Ernstes, emporgebaut aus der Sittlichkeit des Opfers, wuchs aus dem Tod in das Leben« (S.947, 951). Auch sonst wurde der Mythos von Langemarck in B.s Umkreis gepflegt. Der Band Langemarck. Ein Vermächtnis mit einer Rede von Josef Magnus Wehner von 1928 wurde bei Langen- Müller 1933 neu aufgelegt; aber auch Bernt von Heiseler führte sich beim Inneren Reich mit einem Langemarck-Gedicht ein (vgl. Volke S.18).
Britting., der ja die »dumme Tapferkeit« solcher todesmutiger Soldaten eher skeptisch beurteilte (vgl. Bd.I, S.573), löste mit seinem anti-heroischen Gedicht eine Beschwerde des Studentenführers Dr. Robert Müller und des Leiters des Kulturamts Dr. Gerhard Stenzel in Wien an die Schriftleitung der Zeitschrift aus. B. schrieb daraufhin am 30. Oktober 1939 an die beiden Parteileute in:
»Mein Freund Paul Alverdes, der Herausgeber des Inneren Reichs, gab mir Einsicht in den Brief, den Sie unterm 24. Oktober an ihn richteten. Das Urteil, das Sie darin über den künstlerischen Wert meines Gedichtes ›Die freiwilligen Knaben‹ abgeben, ist für mich ohne Interesse. Aber als alter Frontsoldat, der selber unter den stürmenden Freiwilligen des Herbstes 1914 war, und dabei verwundet wurde, um nach seiner Wiederherstellung noch drei Jahre in den Schützengräben des Westens als Kompanieführer zu liegen, bis zu einer abermaligen schweren Verwundung im Jahre 1918, weise ich mit Zorn und Entrüstung die ungeheuerliche Unterstellung zurück, das Gedicht ›Die freiwilligen Knaben‹, eine Huldigung für meine gefallenen Kameraden, sei eine ›aufreizende Entwürdigung der Toten von Langemarck‹ - der geliebten und unvergessenen Toten, unter denen mancher Jugendfreund von mir sich befindet.
Wenn ich nicht binnen acht Tagen eine Erklärung von Ihnen erhalte, daß Sie sowohl die Worte ›aufreizende Entwürdigung‹ als auch ›Entstellung dieses geschichtlichen Opfers‹ in aller Form und mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen, werde ich in der Angelegenheit den Ehrenschutz meiner Standesorganisation in Anspruch nehmen.
Heil Hitler!
Georg Britting«
16 Hahnenschrei
In: Simplicissimus 45, 1940, S.287 [16. Juni].
17 Soll ich dir sagen...
Typoscript mit handschriftlichen Korrekturen (Privatbesitz).
„Liebeslied“ in: Krakauer Zeitung, Nr.10, 13.1.1943.
18 Kurze Antwort!
In: Simplicissimus 45, 1940, S.356 [28. Juli]
Vgl. Verdrossene Antwort, Bd.IV.
19 Verregnetes Jahr
In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr.285, 1940.
20 Dumme Frage
In: Simplicissimus 45, 1940, S.582 [4. Dezember].
Die Zeit 28.10.1954.
Akzente, 4, 1964 u.d.T. "Törichte Frage".
Verstreut veröffentlichte Gedichte / Band 4
1 Der fromme Liebhaber
Simplicissimus, 19.05.1943.
Laut Britting 1939 entstanden.
2 Der Mond
Münchner Lesebogen, 1941, Nr.66, S.8, u. d. T. „Der Mond kommt jetzt sehr früh herauf“.
Krakauer Zeitung, Nr.136, 11.6.1942.
3 Der Regenbogen
Simplicissimus, 17.12.1941.
Krakauer Zeitung, Nr.223, 29.3.1943.
4 Der Wohnhausneubau
Süddeutsche Zeitung, Nr.18, 9.5.1959.
5 Die Äpfeldiebe
Simplicissimus 48, 8.9.1943, S.480.
Krakauer Zeitung , Nr.29, 18.10.1944.
6 Die Blumen, uns vor den Mauern
Münchner Neueste Nachrichten, Nr.70, 22.3.1945.
Zauberäugig lockt die Frucht, S.16.
7 Ernteochsen
Die Zeit, Nr.37, 16.9.1954, u.d.T Erntezeit.
Süddeutsche Zeitung, Nr.209, 3.9.1954, u.d.T „Ochsengespann“.
8 Klee
Krakauer Zeitung, Nr.201, 22.3.1943, u.d.T. Vierblättriger Klee.
9 Maigesang
(S. Bd.2 u. d. T. Hahnenschrei)
Typoskript in der Bayerischen Staatsbibliothek (Ana 365,I,F,5).
Rheinischer Merkur, Mai 1952.
Westermanns Monatshefte 94,1953/54, S.61.
10 Sommer-Sonntag
Süddeutsche Zeitung, Nr.187, 16.8.1952.
11 Spruch, in ein Weinglas geritzt
Simplicissimus 39, 29.11.1943, S.513, u. d. T. „In ein Weinglas geritzt“.
Laut Brittings Erinnerung im Jahr 1941 entstanden.
12Stunde in Landshut
Typoskript in der Bayerischen Staatsbibliothek (Ana 365,I,F3).
Widmung für Friedrich Bischoff.
Süddeutsche Zeitung, Nr.73, 28.3.1953 (ohne Titel).
Merian 6, Heft 4, Landshut, 1953, S.7.
In diesem vorletzten Band unserer Gesamtausgabe sind Gedichte erfaßt, die in den bisher vorgestellten Bänden unserer Gesamtausgabe nicht enthalten sind, weil wir der noch von Britting autorisierten Gesamtausgabe der Nymphenburger Verlagshandlung aus den Jahren 1951 bis1957 folgten, der nach Brittings Tod ein Gedichtband und 1966 ein Prosaband zugefügt wurde. Diese Gedichte wurden aus verschiedenen Gründen nicht aufgenommen, da Britting bei der Auswahl sehr selbstkritisch vorging und seinen Ansprüchen nicht genügende Titel nicht aufnahm. Ein weiterer Grund war der, daß sich Britting gewisse Titel aufhob, um sie Zeitungen und Zeitschriften anbieten zu können und so seinen Lebensunterhalt zu sichern. Ein dritter Grund mag sein, daß Britting einige seiner Erzählungen schlicht vergessen hatte. Wir wiederum würden gerne dem Beispiel Brittings folgen, können das aber aus verschiedenen Gründen nicht tun. Erstens, weil etliche dieser in diesem Band aufgenommenen Titel in Anthologien Aufnahme fanden und wir dem Anspruch einer Gesamtausgabe nicht genügen würden, ließen wir sie weg. Zweitens, wir wollen uns für gewisse Titel nicht vorwerfen lassen, sie aus bestimmten Gründen nicht gebracht zu haben. Als wichtigsten Grund für die Aufnahme sahen wir es jedoch an, auch diese Titel vorzustellen, damit die literarische Entwicklung der Werke Brittings dokumentiert ist und für die Forschung zur Verfügung steht.So haben wir in diesem Band nach den jeweiligen Publikationen die Quelle des Erstdrucks mit dem Erscheinungsdatum zugefügt, damit eine zeitliche Einordnung möglich ist.
Ausführlichere Bemerkungen finden Sie in den Anhängen der vergriffenen, kommentierten Ausgabe des List Verlages, die unter www.britting.de [dort im Gesamtinhaltsverzeichnis unter dem jeweiligen Titel] zur Verfügung stehen.
Band 22
Hrsg. von Ingeborg Schuldt-Britting
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek. Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar. Informationen über den Dichter und sein Werk in www.britting.de.
Alle Rechte vorbehalten
© 2012 Georg-Britting-Stiftung
83101 Höhenmoos
Wendelsteinstraße 3
Satz u. Layout: Hans-Joachim Schuldt
Made in Germany
Gedruckte Taschenbuchausgabe:
ISBN 978-3-9812360-0-2 (Sämtliche Werke - Prosa)
ISBN 978-3-9812908-5-1 (Nachlese / Gedichte)
1 Der irdische Tag
2 Rabe, Roß und Hahn
3 Die Begegnung
4 Lob des Weines
5 Unter hohen Bäumen
6 Der unverstörte Kalender
7 Die Windhunde
8 Das treue Eheweib
9 Das gerettete Bild
10 Das Liebespaar und die Greisin
11 Der Schneckenweg
12 Die bestohlenen Äbte
13 Anfang und Ende
14 Dramatisches
15 Der Hamlet Roman
16 Eglseder - Ein Fragment
17 Regensburger Bilderbögen
18 Italienische Impressionen
19 Theaterkritiken
20 Briefe an Georg Jung
21 Briefe an Alex Wetzlar
22 Nachlese Gedichte
23 Nachlese Prosa
Kommentare und Anmerkungen zu den einzelnen Bänden und zu Werkgeschichte und Biographien, sowie ca. 800 Buchseiten »Rezensionen, Interpretationen und Sekundärliteratur«, erhalten Sie online unter www.britting.de.