Georg
Britting
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Werke
» Unter hohen Bäumen « Band 4 Seite 146
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KALENDER
Im Mai, da blüht der
Flieder,
Schön violett und rot und
weiß.
Der Storch kam längst schon
wieder,
Und auch die Blume
Ehrenpreis.
Nun schüttelt sein
Gefieder
Der liederliche Kuckuck
schon,
Der Wald singt grüne Lieder
Und singend eilt der Bach
davon.
Du brauchst nicht lang
zu warten:
Der Juli kommt, bunt wie
ein
Pfau,
August dehnt sich im Garten
Wie eine reife, nackte
Frau.
September und Oktober,
Die haben Runzeln im
Gesicht:
Der Dichter ist ein Lober,
Und lobt sie dennoch im
Gedicht!
Dann kommt der weiße
Winter,
Mit Eis und Schnee, wies
immer
war,
Und sein wird, und dahinter
Blickt tröstlich her der
Februar.
Dann wieder März, und
wieder,
Schon wieder kommt der
liebe
Mai,
Und wieder blüht der
Flieder
Und tönt im Wald der
Kuckucksschrei.
Der Regen fällt.
Gewitter
Erbauen sich die
Purpurwand.
Dann donnert es. Und
bitter
Nach Schlaf und Mohn riecht
rings das Land.
Bei Nacht sehen die
Sterne,
Die Venus, rot, der
Jupiter,
Gleichgültig aus der Ferne
Auf unseren Kalender her.
Und der hat nie ein
Ende.
Du stirbst. Es wird ein
Kind geborn.
Und hinter jeder Wende
Beginnt das Jahr von vorn.