DER GROSSE HERBST
Nun aus dem Sommerlaube
Tritt er her.
O Traurigkeit!
Sagt seine Stimme, schwer
Und süß.
Er spricht im Apfelfall
Und klopft ins Gras die
Verse
der Vergänglichkeit,
Und weint im Regen
Die langen Nächte durch,
Die gelben Tage.
Dann wird der Himmel
blau
Wie er im Mai nicht war,
Im Juli nicht.
Der Kürbis schwillt, der
rosenfarbene,
Die schwarze Traube glänzt,
Die Sonnenblumen drehn die
schweren
Teller –
Du blähst dich üppig
auf,
Hochmütiger,
Und krähst,
Recht wie der Hahn es tut,
Wenn sie am Herde schon
Die Pfannen rüsten und
den Spieß
Fürs Fest!
Am Abend wartet
Die junge Magd vergeblich,
Weil sich der Knecht
versäumt.
Und Schmerz durch
Schmerz zu
täuben,
Greift sie in den
Brennesselstrauch
Und preßt und reibt die
Blätter
Mit zorniger Hand,
Und haucht die Blasen
Mit ihrem tränennassen
Atem an.
Und wartet lang, und späht
nach dem Geliebten.
Das Veilchen ist nicht
mehr.
Vergißmeinnicht ist fort.
Hellblau und silbrig klang
sein
Wort.
Wer hats gehört?
Ach, jeder wird vergessen!
Auf unbewegtem Flügel
kreist
Der Turmfalk überm Dorf.
Sein Blick geht weit.
Er sieht
Fern das Gebirg
Mit schon beschneiten Höhn.
Schafherde zieht.
Den Widder stößt
die Schürze.
Die kahlgeschornen Lämmer
rupfen
Das Gras vom Hang,
Daneben
Das Stoppelfeld, entblößt,
der Frucht beraubt,
Sich schämt.
Noch aber schwebt
Am braunen Mittag
Die späte Biene von den
Gärten her,
Mit golden brummendem
Gesang
Die warme Enge preisend
Und das Honighaus.
Ein schwächliches
Gewitter,
Oh, ohne Sommerkraft!
Gibt sich verhallend aus.
Es sieht sein Regenbogen
So ausgebleicht,
Verwaschen her,
Wie ein verregnetes,
durchnäßtes
Sommerkleid, zum
Trocknen aufgehängt
am Zaun.
Still hebt der Dieb
Die Reuse, die triefende,
empor.
Wie er den Aal sich greift,
So schlingt sich der
In nasser Wut
Um seinen nackten Arm,
Daß er erschauernd ihn
Zum Himmel reckt
Mit dem lebendig schwarzen
Armreif,
Und er spürt ihn so,
Als läg er um sein Herz.
Und seiner Beute wird er
heut
nicht froh.
Die Luft schmeckt
scharf,
Getränkt von rauhen Würzen.
Ein Essigkrug ward
ausgeschüttet
–
Ihn stieß der Wind um,
Schabernackisch.
Sie sei ihm süß,
Die bittere Wacholderbeere,
Die sich der Vogel pickt,
Und jeder lebe so mit
seinem
Schmerz
In gutem Einvernehmen.