Anhang – Band 3/1 der kommentierten Listausgabe | Lieferbar ist : Georg Britting / Sämtliche Werke Taschenbuchausgabe in 23 Bänden Band 15 »Lebenslauf eines dicken Mannes, der Hamlet hieß« Roman Hsg. Ingeborg Schuldt-Britting Verlag Georg-Britting-Stiftung © Georg-Britting-Stiftung |
ZU DIESEM BAND
Georg Brittings einziger vollendeter »Roman«, Lebenslauf
eines dicken Mannes, der Hamlet hieß, wird hier nach dem Text der
Erstausgabe von 1932 vorgelegt, den B. ebenfalls für spätere
Ausgaben autorisiert hat. Die Texteinrichtung erfolgte nach den für
diese Werkausgabe gültigen Grundsätzen (vgl. Bd. 1, S. 562 sowie
unten S. 247 zu einer notwendigen Emendation). Die Wiedergabe handschriftlicher
Vorstufen erfolgte streng diplomatisch; Briefzitate im Anhang wurden hingegen
orthographisch normalisiert.
Obschon zur Entstehungs- und zur Veröffentlichungsgeschichte des
Romans kaum Dokumente vorliegen, lassen die verstreuten, bislang teils
unbekannten, teils unbeachteten Hinweise, wie sie unten zusammengestellt
werden, wenigstens die Umrisse dieses Prozesses deutlich werden. Über
B. s Quellen freilich ist trotz - oder auch wegen - des berühmten
und weitverbreiteten Stoffes wenig bekannt, und schon die literarische
Kritik hat deshalb mit Recht die Eigenständigkeit des Autors betont.
Dennoch durften in unserem Kommentar einige stoffgeschichtliche Hinweise
nicht fehlen, da eben diese Eigenständigkeit ja erst vor dem Hintergrund
der Überlieferung ihr Profil gewinnt. Während bisher die »Hamlet«-Tradition
alles Interesse auf sich lenkte, erwies es sich als fruchtbar, den motivgeschichtlichen
Fragenkreis einmal weiter zu spannen und überdies auch nach stilgeschichtlichen
Zusammenhängen zu fahnden.
Gewöhnlich mangelt es an Selbstaussagen B.s zu Stil und Poetologie
(vgl. Bd. 1, S. 561); denn solche Selbsterläuterungen entsprachen
nicht seiner Vorstellung vom Dichter, der sein Werk zu bilden, aber nicht
redend zu erschließen habe. Um so mehr überrascht es, daß
B. doch die Einsichten einer frühen germanistischen Stiluntersuchung
seiner Prosa brieflich mit Nachdruck autorisiert hat. Da sich diese Arbeit
von Marga Andres auf den Hamlet-Roman konzentriert, ist es wohl gerechtfertigt,
ihre Ergebnisse, auch wo sie über die bloße Stilbeschreibung
hinausgehen, im Kommentar dieses Bandes vorzustellen; um das Bild abzurunden,
werden sie durch einige Resultate aus der Rezeptions- und Forschungsgeschichte
ergänzt. Doch bleibt eine umfassende Deutung des Romans dem Nachwort
im Schlußband unserer Ausgabe vorbehalten.
Die Aufnahme des Romans war, wenn man sie mit der von Werken anderer
Vertreter der Moderne um 1932 vergleicht, recht breit und erstaunlich positiv.
Sein Rang als ein Hauptwerk B.s und zentrales Werk der neueren Literatur
wurde früh anerkannt. Obschon sich diese Einschätzung kaum geändert
hat, verdankt sie ihre Entstehung doch auch einer Meinungslenkung des Verlages,
die gleichsam durch einen Glücksfall bei diesem Buch weniger auf weltanschauliche
Werbung oder geschäftlichen Erfolg, sondern vor allem auf die ästhetische
Würdigung zielte. Dabei wurden freilich auch bestimmte, vom Romantext
nicht eben geforderte Gemeinplätze formuliert, zu denen die Diskussion
auch dann noch zurückkehrte, als die geänderte Konstellation
der literarischen Öffentlichkeit dies nicht mehr erforderte. Um zu
einer historischen Reflexion der Meinungen über den Lebenslauf eines
dicken Mannes, der Hamlet hieß beizutragen, zeichnet der Kommentar
deshalb die Rezeptionsgeschichte - über die Erstrezeption hinaus -
bis zur jüngsten Aktualisierung anläßlich der Neuveröffentlichung
im Rahmen einer »Bibliothek der Moderne« (Stuttgart: Klett-Cotta
1983) nach.