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Georg Britting
Sämtliche
Werke - Prosa -
Herausgegeben von Wilhelm Haefs
Aus: »Das treue Eheweib«
Das Gespann des Vetters
Der Hofbesitzer
und Viehhändler Ignaz Tremoner, ein kleiner, stiernackiger Mann mit
rotem Trinkergesicht, das die Augen fast nicht herzeigte, den Augenlosen
nannte man ihn darum, einjähzorniger Mann mit dicken, kurzen Händen,
graues schon im schwarzen Haar, friedlos, aufbegehrerisch und händelsuchend,
ein lediger Mann und guter Geschäftemacher, von Frauen umseufzt, die
er nicht suchte, die sich an ihn drängten, und für die er nur
zwischen einem Gelag und einem Handel eine kurze rosige Stunde frei hatte,
lag seit über einem Jahr eines Waldstückes wegen mit seinem Vetter
Heinrich in einem Rechtsstreit, den der ungenau gefaßte letzte Wille
eines gemeinsamen Onkels möglich gemacht, ja geradezu herausgefordert
hatte.
Der Streit, unentschieden
hin und herschwankend, von den Anwälten listig geführt, durch
Einwendungen von vielerlei Art, die immer neue Vernehmungen nötig
machten, sich hinziehend, derart, daß es war, das Waldstück,
bildlich gesprochen, schwebe auf der Spitze eines aufgerichteten Degens,
und wohin es falle, war immer zweifelhaft, und mit aufgehobenen Händen
standen Ignaz und Heinrich, jeder hoffend, es fiele ihm zu, der Streit
also schien nun durch einen letzten Beweisantrag, den Heinrich anbot, sich
zu einem diesem günstigen Ende neigen zu wollen.
Diesen Beweisantrag Heinrichs,
den der Augenlose eine boshafte, niederträchtige, falsche und gemeine
Einwendung nannte, über die er an vielen Wirtstischen wetterte, daß
sein Gesicht anschwoll, nur mehr eine rote Fleischkugel war, dieser lügnerischen
und abscheulichen Einwendung mit einiger Aussicht auf Erfolg entgegenzutreten,
hielt schwer, da sie sich auf einen Zeugen stützte, in dessen Gegenwart
der tote Erblasser eine für Heinrich günstige mündliche
Auslegung seines letzten Willens gegeben haben
sollte, und es war nun so weit,
hatte achselzuckend und bedauernd der Anwalt dem Ignaz erklärt, daß
bei der nächsten Verhandlung dem feindlichen Vetter, wenn er und der
Zeuge auf ihrem Wort bestünden, das Waldstück zugesprochen werden
würde.
Da verschwor sich der
Augenlose, noch vor dieser entscheidenden Verhandlung mit seinem Vetter
Heinrich notwendig ein Gespräch führen zu müssen, und es
müsse sonderbar zugehen, sagte er, ja, es sei ganz und gar ausgeschlossen,
und so schlecht könne kein Mensch auf Erden sein, daß Heinrich
es wagen würde, ihm ins Gesicht hinein bei seiner Behauptung zu bleiben,
und daß der Zeuge bestochen sei, maulte er, das arme und verkommene
Luder, ohne jeden Zweifel bestochen, das liege klar auf der Hand.
Ignaz also setzte sich
auf sein Fahrrad, rasch zu seinem Vetter zu kommen, und fuhr an einem wunderlich
erregten Märztag, Regenschauer verrauschten und dann brachen Ströme
von Licht vom Himmel, zum Hof Heinrichs, wo man ihm sagte, der Bauer sei
draußen auf dem Feld beim Eggen. Ignaz wartete nicht auf seine Rückkehr,
schwang sich gleich wieder aufs Rad, den Vetter bei der Arbeit aufzusuchen.
Das Land lag unter einer grellen Sonne, über einem Hang, auf dem ein
paar Bäume mit kahlen Ästen standen, schob sich eine rauchgraue
Wolke herauf, die vielleicht Hagel ankündigen mochte, und während
Ignaz auf der schmalen, weißen Straße dahinfuhr, fest und glatt
war die Straße, daß das Rad sausend ging, brach auf einmal
ein Wind los mit kalten Stößen. Er fiel den Radfahrer von der
Seite an und tat, als wolle er ihn, der schwer war und kein Federspiel,
wie ein Federspiel von der Straße weg samt dem Rad auf die Felder
hinauswirbeln. Ignaz lag über der Lenkstange, das Rad stand schräg
geneigt, wie Bäume stehn im Wind geneigt, aber die Bäume haben
haltende Wurzeln in der Erde, das Rad klebte nur mit den schmalen Reifen
auf der glatten Straße, und so trat er sich mühsam voran.
Es wäre besser für
ihn gewesen, den Augenlosen, wenn ihn der Wind von der Straße gerissen
hätte, besser für ihn, selbst wenn ihn der tobende gegen einen
Baum geworfen hätte und es wäre ihm dabei ein Bein gebrochen
worden oder eine Rippe oder ein Arm. Aber um den wehrenden Wind als Mahnung
zu nehmen, abzustehen von seinem Plan, dafür war sein Herz schon zu
verdunkelt, und die Begierde zu groß, dem Vetter Heinrich ins Gesicht
zu sehen, und vielleicht wollte er mehr als nur das, klar wußte er
das selber nicht, aber seine dumpfe Entschlossenheit war auch auf mehr
gerüstet.
Es ließ an diesem
sonderbaren Tag auf einmal der Wind nach, hörte dann ganz auf, der
bisher so mörderischen Tons durch die Speichen gepfiffen hatte, das
Rad schnurrte nun munter und freudig, ein Lichtschwall fiel über die
Straße her, dort am Hang sah Ignaz Tremoner seinen Vetter hinter
der Egge gehn; seine weißen Hemdärmel glänzten hell. Ignaz
bog von der glatten Fahrstraße ab und auf einen sandigen, holperigen
Feldweg, er schwankte hin und her auf dem Rad, und stieg ab, als der Vetter
in der Richtung seiner Arbeit gerade auf ihn zukam und mit den beiden Pferden
dicht vor ihm haltmachte.
Ignaz hatte fest und fest
gemeint, daß der Vetter Gesicht gegen Gesicht seine verlogene, lästerliche
Einrede nicht wiederholen werde. Nun standen sie Gesicht gegen ,Gesicht,
ja, es waren drei Gesichter gegen seins, die beiden Pferde sahen ihn auch
an, schüttelten die Köpfe und sahen ihn mit ihren großen,
scheuen Tieraugen auch an, und traten unruhig auf den Beinen, und der Vetter
Heinrich mußte sie beschwichtigen, das verteufelte Wetter, das jetzt
wieder die Sonne niederstechen ließ, während ein kalter Zug
leis herschauerte, machte die braunen Gäule zapplig und sie klirrten
im Geschirr. Der Vetter Heinrich aber sagte ruhig, er bleibe bei seiner
Aussage, und er habe einen Zeugen dafür, und nachdem er Ignaz mit
einem kühlen Blick gemustert hatte, sah er weg von ihm, sah zum Himmel
auf, der blau gefleckt war, auch in die grauschwarze Wolkenwand waren blaue
flatternde Striche gezeichnet, sah über die Felder hin, die braun
und aufgerissen waren, sah die nackten, ästespreizenden Bäume
an, nur seinen Vetter Ignaz nicht mehr, der immer hitziger auf ihn einsprach.
Sag das alles vor Gericht!
bedeutete er dann dem schreienden Viehhändler. Sag das den Gerichtsherren!
sagte er, und laß mich in Ruhe und laß mich arbeiten! So wollte
er das Gespräch abbrechen, und begab sich an seinen Platz hinter der
Egge und faßte den Griff fest. Daß der Mann da vor ihm nicht
von seiner ungerechten Aussage abweichen wollte, ergrimmte den stiernackigen
Ignaz, und daß er ihn einfach so stehen lassen wollte, darob wallte
ihm sein Blut. Er zitterte, er sah die welligen Hügel im höhnischen
Licht tanzen, und die Pferdeköpfe, die nickenden, schienen ihn zu
verspotten, und ob er die Waffe immer bei sich trug, ob er sie zu dieser
Unterredung eigens mitgenommen hatte - er riß sie aus der Joppentasche,
der Augenlose, der er war, er sah sein Schicksal nicht, er taumelte, warf
den Körper nach vorn und den Arm gegen den Vetter und vorn am Arm
war die Waffe, und der Vetter hob den Arm wie schützend gegen das
Gesicht, aber Ignaz schoß, und sah den Vetter im Feuer stürzen
mit einem geringen und erschrockenen Wehlaut.
Jetzt riß Ignaz
sein Rad hoch, das er auf die Erde hingeworfen hatte, und saß auf
und fuhr los, mit aller Kraft seiner Glieder. Er floh, er war auf der Flucht,
und da mußte es schnell gehen, und er überlegte nicht, daß
es doch noch nicht so weit war, daß doch die Polizei und die Gerechtigkeit
noch gar nicht hinter ihm her war, er trat, als könne er sich selber
und der Welt und allem was jetzt noch seiner harrte durch rasche Flucht
entkommen. Er fuhr blindlings dahin, auf dem holperigen Weg, wie in Feuer
eingehüllt, umflammt von den brennenden Schauern seiner Untat, kochend
vor Verzweiflung, und er erreichte die glatte Straße und sah nicht
um, und es war auf einmal wieder kalt geworden, die Sonne war wieder einmal
weg, wie schon oft heut, und dafür war auch schon wieder der Wind
da, der ihn von der Seite stark anfiel und ihn von der Straße werfen
wollte.
Dann hörte er Pferdegetrappel
hinter sich, hart schlugen und wild die Hufe der Pferde die harte Straße,
unregelmäßig, wie durchgehende Pferde den Boden schlagen, einen
schauderhaften Wirbel, und es wirbelte hinter ihm drein, und die Egge kreischte
schrill dazwischen, wenn sie mit den spitzen Stacheln die Straße
traf. Das Gespann des Vetters war hinter ihm drein, die Gäule waren
scheu geworden vom Knall des Schusses, waren querfeldein gestürmt,
hatten die Straße erreicht und liefen nun dem weißen Band der
Straße nach, in aufgeregter Flucht, und ihre Flucht war eine hitzige
Verfolgung des Mörders. Sie rasselten hinter dem Radfahrer her, die
Egge schlug gegen ihre Fesseln, stachelte sie tobend an. Der Wind blies
mächtig von der Seite, der Radfahrer kam nur langsam voran, aber die
breitbrüstigen Gäule in ihrem Sturmlauf vermochte das Wehen nicht
zu hemmen.
Der Augenlose hörte
sein Schicksal hinter sich, Schweiß troff ihm übers Gesicht,
und der Wind kältete den Schweiß, daß er die kühle
Nässe schrecklich empfand, und hätte er Besinnung gehabt, er
wäre vom Rad gesprungen und hätte sich von der Straße weg
ins Feld geworfen, hätte sich vom Wind, der ihm wieder gut gesinnt
war, wie heut schon einmal, ins Feld wehen lassen, aber er hatte keine
Besinnung mehr, wie er keine mehr gehabt hatte, als er schoß.
Die Hufschläge waren
ganz nah nun, Ignaz Tremoner hörte das Keuchen der Pferdekehlen, das
Geklirr hinter ihm schwoll dröhnend an. Dann stieß ihn etwas,
er stürzte, das Rad fiel, er hing im Lederzeug der Tiere und wurde
so getragen. Schaum der schweißigen Rasenden klatschte ihm ins Gesicht,
er sah nichts mehr, der Augenlose, der nie viel gesehen hatte, er krallte
sich mit der Hand in eine Pferdemähne, er rutschte, fiel zwischen
viele polternde Hufe, der Boden krachte, und den krachenden Hufschlag,
der ihm den Schädel zertrümmerte, hörte er nicht mehr.
Das war der Tod, den der
Bauer und Viehhändler Ignaz Tremoner zwischen den schlagenden Hufen
durchgehender Pferde fand, an einem merkwürdig wetterwendischen Tag,
denn als die Gäule kaum über ihn weg waren und er blutig und
mit den von den Stacheln der Egge zerfetzten Kleidern auf der Straße
lag, schien schon wieder die heiße Märzsonne über dem brauenden,
unruhigen Land.
In der alten Zeit, die
längst vergangen ist, hätte man sichs als den Eingriff der Götter
gedeutet, die des Erschlagenen Pferde mit goldenen, unsichtbaren Peitschen
dem Mörder nachstachelten, die heiligen Tiere, dem göttlichen
Wort und Wink dienstbar, mit sprühenden Nüstern, die furchtbaren,
gehorsam den Oberen wie Blitzschlag und das Beben der Erde und der Berge.
Das Waldstück, um
das der Rechtsstreit sich gedreht hatte, der Hof des toten Heinrich und
Vermögen und Besitz des Augenlosen fiel dem einzigen Sohn des Heinrich
zu, der die zwei braunen Pferde verkaufte an einen Bauern in einer entfernten
Landschaft, wo sie noch lange vor dem Pflug gingen und der Egge und dem
Wagen.
Drucknachweise und Anmerkungen:
S.106 Das Gespann des Vetters
Zuerst u.d.T. Der Augenlose erschienenin: Simplicissimus, 36,1932,
S.506f. [25 Januar]. [E] - Auch in Magdeburgische Zeitung, Nr.l0l, 21.2.1932.
Dieser Druck enthält mehr als ein Dutzend, jeweils nur eine bis
fünf Zeilen umfassende Kürzungen und zwei Abweichungen:
S.l06, Z.2: Mann mit rotem Trinkergesicht E: Mann, auch ein Trinker,
mit rotem Trinkergesicht
S.111, Z.19-24: Der letzte Absatz lautet in E: Das Waldstück,
die glänzenden, grauen Buchenstämme, der Hof des toten Heinrich
und Vermögen und Besitz des Augenlosen fielen dem einzigen Sohn des
Heinrich zu, und der verkaufte die zwei braunen Pferde, die noch lang vor
dem Pflug gingen und vor der Egge und dem Wagen, treu und unbeteiligt,
wie die geduldigen Tiere tun.
Eine leicht veränderte, fast alle in E noch fehlenden Passagen
enthaltende Fassung erschien u.a. in: Stadtanzeiger für Köln
und Umgebung, Nr.346, 10.7.1932, u.d.T. Pferde...; der Beginn der
Erzählung lautet hier:
Der an den Schläfen schon ergraute, 42 Jahre alte Hofbesitzer
und Viehhändler [...] - Diese Fassung erschien Mitte 1933 erstmals
in Buchform in der Anthologie Tausend goldene Steige. Sammelband nordgauischer
Dichtung (hg. v. Heinz Schauwecker, Waldsassen: Angerer 1933, S.114-122).
S. 112 Die Geschichte der Monika
Zuerst erschienen u.d.T. Zwei Menschen -, zwei Welten! in: Uhu,
9, 1933, H.10, S.l07-110.
Hier fehlt der erste Absatz ganz und
S.121, Z.31 beginnt: So war, so und nicht anders die Geschichte der
Monika. Eine erste Fassung, u.d.T. Monika, in: Deutsche Rundschau,
51, 1925, S.127-131 [August]. [E]-Dieser Fassung folgen alle Drucke bis
1932, so auch Michael und das Fräulein, S.3 5-47. Sie weist
u.a. folgende Abweichungen auf S.112, Z.1-12: Lautet in E: Der große
Krieg hatte den bekannten unglücklichen Ausgang genommen, und ein
gänzlich verarmtes Deutschland wußte
sich nicht zu raten und zu helfen. Die Teuerung stieg, ein Pfund Schweinefleisch
kostete soviel wie einst die ganze Sau.
S.112, Z.18-23: abflattern, schlaue Aasvögel [...] Tor. E: abflattern,
so klapperten von Bambergs gotischen Kirchenwänden chinesische Zauberworte
zurück, und fremde Vögel beäugten spöttisch und staunend
in Würzburg Mauer und Tor.
S.112, Z.3o-32: und was wäre [...] ziehen? Fehlt in E.
S.113, Z.15-l9: stellte [...] Haustür Fehlt in E.
S.113, Z.18-29: über Erwarten, denn schon [...] anstarrte. E:
über Erwarten. Eines Morgens öffnete ein hochgewachsener Herr
im hellen Reisemantel die Stubentür, trat ein, erklärte, das
Zimmer besichtigen zu wollen, das noch frei sei, wie der an der Haustüre
angenagelte Zettel besage. Erfreut führte die Witwe den Fremden über
die ächzende- Stiege in den Raum, und er mietete kurz entschlossen.
S.113, Z.34f: gedeckt hätte. [/] Der Hochgewachsene E: gedeckt
hätte. Mit dem fürstlichen Trinkgeld zog die Alte ab. Nachmittags
kam von der eine Stunde entfernten Bahnstation der Koffer des Sommerfrischlers.
Er S.114, Z.18: Luft zerging. E: Luft zerging. [/] Mittagessen und Abendbrot
nahm Herr Smith im Dorfwirtshaus, als Frühstück trank er viele
Gläser Milch und den Tag schlug er sich mit Spaziergängen und
kleinen Wanderungen um die Ohren.
S.114, Z.28: eine Woche. E: eine Woche! Der Strumpf, in dem sie ihr
Geld bewahrte, schwoll an, so viel Papierscheine wurden hineingestopft.
S.114, Z.31f: Geldkönig mit dem zerknitterten Apfelgesicht, der
nur Reisbrei aß E: Geldkönig, der auch nur Ochsenfleisch aß
S.115, Z.26: weißen Februarmorgen E: weißen Januarmorgen
S.115, Z.28: denen die Augen noch verklebt sind E: welche die Augen
noch nicht öffnen können
S.116, Z.1-5: Die Witwe [...] im Bett lag und E: Die Witwe tobte, verfluchte
tausendmal die ungeratene Tochter, die
S.116, Z.15-28: Der Absatz lautet in E: Allmählich schimpfte die
Witwe weniger, je lieber sie den kleinen Hans gewann. Obwohl manchmal noch
der Zorn in ihr hochwallte, wenn sie bedachte, auf wie billige Weise da
der Amerikaner zu einem Kind gekommen war, für das er gar nichts zahlte,
obwohl man für jeden Hund Steuern blechen mußte.
S.116, Z.33: Kanarienvögel. E: Kanarienvögel und an das Wunderland
Amerika und wohl auch an John Smith.
S.117, Z.1-3: Von der [...] einnahmen E: Von dem Geld, das sie im Sommer
durch Vermieten einnahmen
S.117, Z.5-23: Lautet in E: Dorfstraße. Wie war das nun mit Monika?
Wie im Traume wußte sie, daß da ein Mann war, mit grünen
Augen und einer Stimme wie eine Trompete, und daß da ein Kind herumlief,
krähte, wie eine Kindertrompete, das ihr Kind war und seins. Nur drei
Wochen war John Smith dagewesen, hatte zum Fenster hinausgesehen, die Rehe
durch den Feldstecher beobachtet. Monika war noch nicht erwacht. Wie eine
Sonnenblume am Gartenzaun träumte und wuchs sie, wie eine Schnecke
S.117, Z.31: Eine Gehstunde E: Drei Gehstunden
S.118, Z.28- S.119, Z.9: Frau [...] tat noch einen Sprung und sagte:
E: Frau. Als sie bei diesem Punkt angelangt war, warf sie schnell die Schaufel
hin und wandte sich nach der Richtung, in der die beiden fremden Damen
gegangen waren. Erst ein Stück außerhalb des Dorfes, es lief
hier der Weg entlang einem nicht breiten, aber tiefen und reißenden
Bach, holte sie keuchend die Beiden ein.
S.119, Z.16-21: Ja [...] an sich. E: »Freilich! Ich will Ihnen
nur sagen, ob Sie nun seine Schwester oder seine Frau sind, ich habe ein
Kind von ihm.« Die Frauen betrachteten aufgestört das bebende
Mädchen. »Ja ein Kind von ihm, und der Lump hat mich sitzen
lassen!« Monika schrie es hell und gellend. Die Ältere faßte
sich rasch wieder.
S. 120, Z.14-21: Strauch fest, der [...] verschwunden waren. E: Strauch
fest. Die beiden Frauen, froh, den Oberfall so glücklich abgewehrt
zu haben, liefen eilig davon. Monika sah sie bald hinter einer Wegbiegung
verschwinden. Sie hing immer noch mit den Fäusten ins Gesträuch
verkrallt.
S.121, Z.31 -S.123, Z.11: Fehlt ganz in E, das mit S.121, Z.3o endet,
womit der Schluß völlig verändert ist.
Mit dem »sagenhaften Geldkönig mit dem zerknitterten Apfelgesicht«
(S.114, Z.31 und S.115, Z.4) könnte John D. Rockefeller (1839-1937)
gemeint sein, der Ende des 19., Anfang des 2o.Jahrhunderts, als der reichste
Mann der Welt galt.
Das Dorf, »wo alle zehn Jahre« (S.117, Z.32) die Passion
Christi gespielt wird, ist Oberammergau; die Erzählung spielt also
1920.