zurück zum Inhaltsverzeichnnis |
Georg Britting
Band 1
- Sämtliche Werke - Prosa -
Herausgegeben von Walter Schmitz
»Dramen«
ANMERKUNGEN DRAMENS.663
Schien es doch jahrelang, als ob Ironie überhaupt die tragische
Form der neuen Zeit werden wollte: Überwindung der tragischen Gefühle
durch Ironie? Datiert nicht gerade seit der Nachkriegszeit die Bevorzugung
der Komödie seitens der Schreibenden sowohl, als auch von seiten des
Publikums? Man konnte ein kleines menschliches Einzelschicksal nach dem
großen Massenschicksal des Krieges nicht mehr tragisch empfinden.
[...]
Vom Regensburger Anzeiger wurde die Aufführung nach den Fehden
vom Anfang des Jahrzehnts ignoriert (vgl. S.63o); die Regensburger Neuesten
Nachrichten brachten zwar zwei Ankündigen, am B. und am 9.November,
die das »besondere Interesse« dieser Inszenierung für
Regensburg betonten, wiesen auch mit dem Abdruck eines Gedichtes (Weiß
Wiese und Wald) am Aufführungstag auf den Dichter hin, hatten
jedoch offenbar keinen Rezensenten zur Verfügung.
S.47o Die Stubenfliege. Komödie in vier Akten
Der Text wurde nach dem Rollenbuch der Uraufführung zuerst in
dem Nachlaßband der Sämtlichen Werke abgedruckt: Anfang
und Ende, München: Nymphenburger 1967, S.192-247; danach unser Druck.
- Das Stück wurde am 22.September 1923 am Residenztheater in München
uraufgeführt, Magda Lena spielte die Anna, Otto Wernicke den Gruber,
Fritz Basil führte die Regie. Es erlebte acht Aufführungen.
Das Presseecho war wenig ermutigend; B. hatte die Rezensionen aus der
München-Augsburger
Abendzeitung, den Münchner Neuesten Nachrichten (24.9.1923),
dem Völkischen Beobachter (25.9.1923) und dem Staatsanzeiger
(24.9.1923) gesammelt; sie finden sich im Nachlaß.
Nur der Staatsanzeiger ließ den »freundlichen Erstlingserfolg«
gelten, bemängelte aber die juristische Unhaltbarkeit der Testamentsszene.
In den Münchner Neuesten Nachrichten warf Hermann Sinsheimer
dem Autor, der sein Vorbild Lautensack nicht erreiche, »Gemütlosigkeit«
und mangelnden Sinn für das Dramatische vor, das Handlung und klare
Charakterzeichnung fordere:
Warum haben Sie denn den Gruber nicht leben und ihre Anna ihn nicht heiraten lassen? Dann wäre nämlich - fast? vielleicht? wer weiß? - so etwas wie ein dramatisches Gebilde entstanden, in dem menschliche Gegensätze sich hätten austragen können. Dann wäre Ihre Anna als plötzlich guter oder schlechter Mensch entlarvt worden, jedenfalls hätte sie ihre pseudoheroische Seele oder Seelenlosigkeit zu Markt tragen können.Die Abendzeitung wie auch L.G.Oberlaender (in: Die schöne Literatur, 24, 1923, 5.441) tadelten einen überholten ›naturalistischen( Versuch; der Völkische Beobachter verwies gar auf ein Urbild der »Heldin«, das »heute noch in Regensburg« lebe. Sonsz wurde - neben antisemitischen Ausfällen gegen die Bühnenleitung - hier das »großstilisierte echte Drama« reklamiert.