Georg
Britting
Sämtliche
Werke
* Band 1 Seite 55 bis 63 und 74 bis 87 "Frühe Gedichte" 1911 - 1919 / Seite 83
Band 1 Seite 529 bis 558 "Gedichte aus den zwanziger Jahren"
Band 2 Seite 211 bis 231 "Verstreut veröffentlichte Gedichte"
Band 4 Seite 295 bis 309 "Verstreut veröffentlichte Gedichte"
© Georg-Britting-Stiftung
- Alle Rechte vorbehalten /
zu
den Rechten:
DER SOLDAT
So sitzt er auf der
Kante seines
Betts;
Schwer baumeln seine Beine
in
die Tiefe,
Er stützt den Kopf, als
sei er schlapp und schliefe,
Gefangen hält die Schwermut
ihn im Netz.
Er horcht nach innen,
als ob
ihn wer riefe,
Und beugt den Kopf und
weiß,
geschrieben steht’s –
Der Tod ist nah, doch auch
die
Liebe stets:
Er tastet nach der Tasche:
ah,
die Briefe!
Mit trüben Augen, Lesens
ungewohnt,
Die Finger streichelnd
jedes
liebe Wort –
So buchstabiert er Zeil'
für
Zeile fort
Und hört das Brausen nicht
der nahen Front.
Krumm sitzt er auf dem
Bett bei
Kerzenschein,
Und seine Beine baumeln in
die
Tiefe.
Mit schwerer Hand liebkost
er
seine Briefe
Und neigt den Kopf und
nickt
und schlummert ein.
[1918]