Ohne
Titel
Was immer die Deutschen
sich
träumend ersehnten,
Wofür sie litten und
fochten
und fielen,
Die besten der Männer,
Die Sänger der Lieder;
Die Helden der Schlacht,
Und was sie verzagt dann
schier
nicht mehr zu hoffen gewagt:
In einem herrlichen Jahr
Ward es gewaltig
vollbracht.
DRUCKNACHWEISE UND ANMERKUNGEN 362 - 366
S. 224 [Was immer die Deutschen...]
E: Dem Führer. Gedichte für Adolf Hitler. [ hierzu
Berichtigung]
Hg. v. Karl Hans Bühner. (Deutsches Wesen 15). Stuttgart u. Berlin:
Georg Truckenmüller Verlag 1939-
D: Dem Führer. Worte deutscher Dichter. Ausgewählt von August
Friedrich Velmede. Tornisterschrift des Oberkommandos der Wehrmacht
(Abteilung
Inland).
Zum Geburtstag des Führers 1941. Heft 37, S. 23.
Der jener nationalsozialistischen Anthologie von 1939 vorangestellte
Text »Zum Geleit« von
Philipp Bouhler lautet:
Zu allen Zeiten haben große Ereignisse in der Dichtung, dem
Spiegelbild
des Lebens, ihren künstlerischen Niederschlag gefunden. Und immer
waren es die Großen der Geschichte,
war es der Mann, der Unsterbliches schuf, war es der Held, die
Persönlichkeit,
das Genie,
an denen sich die Künstler ihrer Tage entzündeten, von denen
sie erfüllt, bewegt und zu
großen Schöpfungen begeistert wurden.
So mögen denn in einer Zeit, da Adolf Hitler das neue Reich
geschaffen
und eine neue
Epoche der Weltgeschichte eingeleitet hat, diese Blätter Zeugnis
ablegen von dem Ringen
der heutigen Generation um die dichterische Gestaltung des größten
Heroen des deutschen
Volkes!
Die Zeitschrift Das Innere Reich, eine »ausgesprochen Süddeutsche
Zeit
schrift« (Mallmann S. 152), deklarierte das Maiheft 1938 zum
»Sonderheft
zur Heimkehr Deutsch-Österreichs ins Reich«, das zweifellos
auch die
Zustimmung der Herausgeber zu dieser bei der Reichsgründung 1871
verfehlten ›großdeutschen‹ Lösung spiegelt (die Marbacher
Ausstellung
Das Innere Reich widmete diesen ›großdeutschen Euphorien‹ eine
eigene
Abteilung, vgl. Volke, Beil., Vitrine 7).
Obschon sich hier kein Beitrag B. s findet, sollte dieses Heft
als
ideologischer
Kontext zur Würdigung von B.s Versen herangezogen werden.
Für gewiß darf gelten, daß dieses Gedicht B. abgefordert
wurde.
Hans Carossa hat diese im Dritten Reich übliche Praxis beschrieben:
Zu Beginn des Jahres 1939 empfing ich zwei amtliche Briefe, die
beide
einen Glückwunsch zu Hitlers Geburtstag verlangten. Dergleichen
Huldigungen wurden damals wie Steuern eingetrieben, und in diesem
Fall mit besonderem Nachdruck, denn dieser Geburtstag war einer
von denen, welche
Rilke die »betonten« nannte: der fünfzigste. Eine
bloße Gratulation wurde leider von vorneherein
als ungenügend bezeichnet; sie sollte mit einem klaren Bekenntnis
zum Führer verbunden sein.
Das öfters bewährte Schweigeverfahren blieb erfolglos; die
Mahnungen trafen pünktlich ein. Ich suchte mir dadurch aus der
Verlegenheit
zu helfen, daß ich es vermied, das gefährliche Geburtstagskind
unmittelbar anzureden. Ich stellte aus einigen meiner Bücher Zitate
von allgemeiner Gültigkeit zusammen und ergänzte sie durch den
Schluß, der Dichter, der Künstler habe im Bereich seiner Arbeit
den eigenen schmalen abseitigen Weg mit der gleichen Entschiedenheit zu
gehen wie draußen auf dem Kampfplatz irdischer Gewalten der Mann
der Tat den seinigen. Dieser Glückwunsch für Hitler war zu einer
Zeit geschrieben, wo man die Hoffnung, ihn jemals
loszuwerden, hatte aufgeben müssen. Wer sie richtig las, mußte
in ihnen eine höflich-mittelbare Beschwörung des Mannes erkennen,
von dessen Entschlüssen nun einmal unsere Zukunft abhing. Und so war
auch der Segenswunsch am Schlusse durchaus ernst gemeint, da er doch
der
Gesamtheit unseres Volkes galt. Ich sandte mein Schreiben ab und
verlor
es bald aus dem Gedächtnis.
(Carossa, Ungleiche Welten. Wiesbaden: Insel 1951, S. 72f.)
VERSTREUT VERÖFFENTLICHTE GEDICHTE
S. 211 Der mitleidige Posaunenengel
E: Simplicissimus 37, 1932/33, S. 466 [25. 12. 1932].
S. 212 Dunstiger Abend
E: Kölnische Zeitung, 31. 10. 1933.
S. 213 Winter vor der Stadt
E: Simplicissimus 38, 1933/34, S. 538 [4. 2. 19341
S. 214 Christmette
E: Simplicissimus 39, 1934/35, S. 466 [23. 12. 19341
S. 215 Vorfrühling
E: Simplicissimus 40, 1935/36, S. 6o8 [15. 3. 1936].
Neufassung von Bd. 1, S. 549
S. 216 Genesender
E: Simplicissimus 42, 1937 S. 563 [7 November 1937].
S. 217 Kalter Morgen im Wald
E: Simplicissimus 42, 1937, S. 234 [2. Mai 1937]. Vgl. S. 187
S. 218 Am Fluß
E: Simplicissimus 42, 1937, S. 338 [4• Juli].
S. 219 Morgenritt
E: Die neue Linie 9, H.1, 1937, S. 53 [September].
S. 22o Dezemberabend
E: Simplicissimus 42, 1937 S. 614 [12. Dezember 1937]
S. 221 Weihnachtsabend in der Vorstadt
E: Völkischer Beobachter (Münchner Ausgabe), »Deutsche
Weihnachten 1937« (Unterhaltungsbeilage), 24.-26. 12. 1937 S. 28.
D: Weihnachtsabend in der Stadt. In: Münchner Neueste Nachrichten,
Nr. 358-360, 24./26. 12. 1939
S. 222 Der Brunnen
E: Simplicissimus 43, 1938, S. 238 [22. Mai]
S. 223 Abend im Frühling
E: Drei Gedichte von Georg Britting. [...] Abend im Frühling.
In: Die Dame 65, H.12, 1938, S. 3. [Vgl. S. 1481
D: Abend im Vorfrühling. In: Simplicissimus 45, 1940, S. 127 [r7.
März].
V 12]
V 14-18]
S. 225 Die freiwilligen Knaben
E: Das Innere Reich 6, 1939/40, S. 742£. [Oktober 19391.
D1: Münchner Neueste Nachrichten,
Nr. 316, I1. 11. 1940.
D2: Die freiwilligen Knaben. Den
Gefallenen
von Langemarck.
In: Krieg und Dichtung / Soldaten werden Dichter - Dichter werden
Soldaten.
Ein Volksbuch. Hg. v. Kurt Ziesel. Wien, Leipzig: Adolf Luser 1940,
S. 75f.
D3: Die freiwilligen Knaben. Den
Gefallenen
von Langemarck.
In: Die Ballade. Menschen und Mächte. Schicksale und Taten.
Hg. v Wilhelm von Scholz. Berlin: Th. Knaur 1942, S. 54of.
In seiner Rede Deutsche Jugend vor den Toten des Krieges, .1924
zuerst
gehalten, 1933 (bei Rütten & Loening, Frankfurt a.M.) neu vorgelegt,
hatte Rudolf G. Binding über die Ereignisse, die mit dem Stichwort
›Langemarck‹ aufgerufen wurden, gesagt: »Jenes Geschehen aber gehört
schon nicht mehr der Geschichte an, wo es einst dennoch erstarren und
begraben
sein würde, sondern der unaufhörlich zeugenden, unaufhörlich
verjüngenden, unaufhörlich lebendigen Gewalt des Mythos«
(Binding V, S. 248).
Die Legendenbildung um Langemarck (vgl. Baird, S. 1-12) ging vom
Heeresbericht
zum 11. November 1914 aus: »Westlich Langemarck brachen junge Regimenter
unter dem Gesange )Deutschland, Deutschland über alles( gegen die
Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie« (zit. n. dem
Vorsatzblatt in:
Das Langemarckbuch der deutschen Studentenschaft, hg. v Karl August
Walther, Leipzig: Koehler 1933). Dieser Bericht stellte bereits - mit
dem
Gesang, mit der Erfolgsmeldung - eine Stilisierung des Geschehens dar,
die freilich von den Zeitgenossen nicht durchschaut wurde: »Es ist
der Heeresbericht«, schrieb Paul Alverdes in seinem Essay Das
Vermächtnis
von Langemarck 1938, »der sich, auch für uns Überlebende
aus der Kriegsgeneration - und wieviel mehr noch für die folgenden
-, nun schon wie eine Strophe aus einer alten Heldensage liest«
(Alverdes,
S. 259).
Alverdes hatte 1933 ein Hörspiel Die Freiwilligen über
den Angriff auf Langemarck geschrieben. Die Dialogkonstellation von B.
s Gedicht ist hier vorgeprägt: »In diesem Text triumphieren
die Opferbereitschaft und die klassenversöhnende Kameradschaft über
die realistische Skepsis eines älteren, kriegserfahrenen Soldaten
und über die ohne Umschweife ausgesprochene Tatsache der Vergeblichkeit
des Angriffs. Die Darstellung einer Niederlage war für das Gedenken
der zwanzigjährigen Wiederkehr des Tages von Langemarck im November
1934 nicht mehr opportun« (Lehnert S. 318).
Im Novemberheft 1934 brachte Das Innere Reich einen Gedenkartikel
von Wolf Justin Hartmann: Langemarck (S. 946-951); Hartmann hielt
»jene[n]
Hörigen der Niedrigkeit und Wohlfeilheit, die aus der dumpfen Enge
ihrer erdgeborenen Ohnmacht nach jeder kühnen Tat und jedem höheren
Streben mit neidischen Blicken schauen« und die in Langemarck nur
»die Überlegenheit der Technik über noch so tapfere, opferwillige
Herzen« exemplifiziert sahen, »das Wunder der Verwandlung«
entgegen: »Das neue Wesen, der neue, deutsche Mensch, geboren aus
dem Blut der Kameradschaft, entstanden im Inferno eines ungeheuren
Ernstes,
emporgebaut aus der Sittlichkeit des Opfers, wuchs aus dem Tod in das
Leben«
(S. 947, 951). Auch sonst wurde der Mythos von Langemarck in B.s
Umkreis
gepflegt. Der Band Langemarck. Ein Vermächtnis mit einer Rede von
Josef Magnus Wehner von 1928 wurde bei Langen-Müller 1933 neu aufgelegt;
aber auch Bernt von Heiseler führte sich beim Inneren Reich mit einem
Langemarck-Gedicht ein (vgl. Volke S. 18).
Britting., der ja die »dumme Tapferkeit« solcher todesmutiger
Soldaten eher skeptisch beurteilte
(vgl. Bd. I, S. 573), löste mit seinem anti-heroischen Gedicht
eine Beschwerde des Studentenführers
Dr. Robert Müller und des Leiters des Kulturamts Dr. Gerhard Stenzel
in Wien an die Schriftleitung der Zeitschrift aus. B. schrieb daraufhin
am 30. Oktober 1939 an die beiden Parteileute:
»Mein Freund Paul Alverdes, der Herausgeber
des )Inneren Reichs(, gab mir Einsicht in den Brief, den Sie unterm 24.
Oktober an ihn richteten. Das Urteil, das Sie darin über den
künstlerischen
Wert meines Gedichtes ›Die freiwilligen Knaben‹ abgeben, ist für mich
ohne Interesse. Aber als alter Frontsoldat, der selber unter den
stürmenden
Freiwilligen des Herbstes 1914 war, und dabei verwundet wurde, um nach
seiner Wiederherstellung noch drei Jahre in den Schützengräben
des Westens als Kompanieffihrer zu liegen, bis zu einer abermaligen
schweren
Verwundung im Jahre 1918, weise ich mit Zorn und Entrüstung die
ungeheuerliche
Unterstellung zurück, das Gedicht ›Die freiwilligen Knaben‹, eine
Huldigung für meine gefallenen Kameraden, sei eine ›aufreizende
Entwürdigung
der Toten von Langemarck‹ - der geliebten und unvergessenen Toten, unter
denen mancher Jugendfreund von mir sich befindet.
Wenn ich nicht binnen acht Tagen eine Erklärung von Ihnen
erhalte, daß Sie sowohl die Worte ›aufreizende Entwürdigung‹
als auch ›Entstellung dieses geschichtlichen Opfers‹ in aller Form und
mit dem Ausdruck des Bedauerns zurücknehmen, werde ich in der
Angelegenheit
den Ehrenschutz meiner Standesorganisation in Anspruch nehmen.
Heil Hitler!
Georg Britting«
S. 227 Hahnenschrei
E: Simplicissimus 45, 1940, S. 287 [i6. Juni]
S. 228 [Soll ich dir sagen...
H: Typoscript mit handschriftlichen Korrekturen (Privatbesitz). Der
von B. bei der Niederschrift auf 1939 datierte Text entspricht E.
E: Liebeslied. In: Krakauer Zeitung, Nr. io, 13- i. 1943.
S. 229 Kurze Antwort!
E: Simplicissimus 45, 1940, S. 35¢ [28. Juli]
Vgl. Verdrossene Antwort, Bd. IV
S. 230 Verregnetes Jahr E: Münchner Neueste
Nachrichten,
Nr. 285, Il. ro. 1940.
S. 231 Dumme Frage
E: Simplicissimus 45, 1940, S. 582 [4. Dezember].
D1 Die Zeit 28.10.1954
D2 Akzente, 4, 1964 u.d.T. "Törichte Frage"
SIGLEN UND ABKÜRZUNGEN
Anfang und Ende - Anfang und Ende. Gedichte von Georg Britting,
[_]
Das Gedicht. Blätter für die Dichtung, io. Jahrgang, ¢.
Folge, Januar 1944• Hamburg: Verlag Heinrich Ellermann 1944.
B - Buchausgabe (der jeweiligen Gedichtsammlung).
(B) - Britting, Der irdische Tag. r. Bogenkorrektur, 25. Juli
1935•
Mit handschriftlichen Korrekturen. [Vgl. Georg Britting. Der Dichter
und sein Werk. Ausstellung in der Bayerischen Staatsbibliothek. München:
Süddeutscher Verlag 1967 S. 25].
E - Erster Druck oder Erste Fassung.
D (D1, D2, D3) - Weitere Drucke nach E.
DaM - Georg Britting: Der alte Mond. [_] Münchner Lesebogen Nr.
66, hg. v Walter Schmidkunz, München: Verlag Carl Gerber 1941. [o.P
].
Die kleine Welt am Strom - Georg Britting: Die Kleine Welt am
Strom.
München: Albert Langen/Georg Müller 1933•
DIR-Das Innere Reich (193¢-i944)~
DLA - Deutsches Literaturarchiv, Marbach
Gedichte - Gedichte. Dresden: Wolfgang JeB 1930.
G I - Georg Britting: Gedichte i9t9-1939. [= Gesamtausgabe in
Einzelbänden].
München: Nymphenburger 1957
G II - Georg Britting: Gedichte i9¢o-ig5 z. [= Gesamtausgabe in
Einzelbänden]. München: Nymphenburger 1957
Lob des Weines. - Georg Britting: Lob des Weines. Hamburg: Hans
Dulk
1944.
Almanach - Georg Britting. 1891 bis 196¢. Zum Erscheinen einer
neuen ftinfbändigen Werkausgabe hg. v. Walter Schmitz. München:
Süddeutscher Verlag 1987
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