Georg
Britting
Sämtliche
Werke
Band 1 Seite 55 bis 63 und 74 bis 87 "Frühe Gedichte" 1911 - 1919
Band 1 Seite 529 bis 558 "Gedichte aus den zwanziger Jahren"
* Band 2 Seite 211 bis 231 "Verstreut veröffentlichte Gedichte" / Seite 225
Band 4 Seite 295 bis 309 "Verstreut veröffentlichte Gedichte"
© Georg-Britting-Stiftung
- Alle Rechte vorbehalten /
zu
den Rechten:
Die freiwilligen Knaben
Als unter dem fahlen,
flandrischen
Licht,
O, wie es mühsam den Nebel
durchbricht!
Die ersten Granaten her
rauschen,
Da heben die Knaben ihr
bartloses
Gesicht
Und staunen und lauschen.
Den zwischen die
Freiwilligen
warf die Pflicht,
Der jetzt mit ihnen durchs
Rübenfeld
kriecht,
Der alte, gediente
Landwehrmann
spricht:
»Wie lang seid ihr
schon Soldaten?
Zehn Wochen?« Sie sagen:
»Erraten!«
Sie sagen: »Wir sinds
seit
zehn Wochen.
Vor zehn Wochen ist der
Krieg
ausgebrochen,
Seit dem sind wir
gesprungen
und gekrochen
Über Acker und Wiesen und
Felder,
Daheim, im Vaterland.«
Sie sagen: »Nun sind wir
in Flandern,
Mit dir und vielen andern.
Du hast zwei Jahr gedient,
wir
zehn Wochen,
Sonst ist da kein
Unterschied.
Aber schau, wie der Nebel
jetzt
flieht!
Und hörst dus? Sie
rufen: Wir stürmen!«
Und als sie dann sangen
ihr großes
Lied,
Durch die Rüben stolpernd,
Und fielen hin
Und sangen im Liegen
weiter,
Sang der Landwehrmann mit.
Unterm fahlen,
flandrischen Licht,
Als die Granaten rauschten,
Da war sonst kein
Unterschied.
Das Lied hat man weithin
gehört,
Hat viele heiß aufgestört,
Die warn um die Ruhe
gebracht:
So sangen die Knaben.
Und viele hörens noch
heut,
in der Nacht,
Wenn der Mond durch die
Nebel
zieht,
Das Lied, es klang über
alles,
Das unsterbliche Lied.