Drei am Kreuz
Das Kind in der
hölzernen
Krippe,
Mit den weißen Fingern,
den goldenen Zehn,
Trug auf der geschwungenen
Lippe
Ein Lachen ungesehn.
Die Mutter neigte sich,
froh
war ihr Herz,
Und sah das Lachen nicht.
Josef war blind, und beim
Kerzenlicht
Glänzte sein Bart von Erz.
Die Könige sahen es alle
drei nicht,
Kaspar, Melchior,
Balthasar,
Mit dem gelben, dem weißen,
dem schwarzen Gesicht
Unterm Zopf und
gescheiteltem
Haar.
Ein Schafbock, mit
Krauswoll,
mit krummer,
Ein Esel mit grauem Schwanz
Stampften durch seinen
Schlummer,
Das dröhnte wie
Sternentanz.
Das Lachen sah keiner.
Und es verging
Das dreiunddreißigste
Jahr.
Es kam, daß er krumm am
Kreuze hing
Unter dem Himmel klar.
Landstreicher zur
Linken, Strauchritter
zur Rechten,
Sie fuhren zu dritt in den
Tod.
Die Strolche, die bösen,
die schlechten,
Sie soffen sein Lachen wie
echten
Taufwein und fraßens wie
Hostienbrot.
Mit dem weißen, dem
gelben,
dem Negergesicht,
Die drei Könige ritten
heran.
Sie sahen die Drei tot und
hochaufgericht,
Und Kaspar, Melchior,
Balthasar
spricht:
Warum lacht der mittlere
Mann?
„Süßer
Trug
- Hundert Gedichte“ enthalten.
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