Georg
Britting
Sämtliche
Werke
»Der unverstörte Kalender« Band 4 Seite 257
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.
Das alte Leben
Noch gibt es Mägde,
Die das Kopftuch tragen,
und
die
Silberne Kette am Mieder,
Am Sonntag,
Und die Knechte glänzen
vorm Tor
In weißen Hemden.
Noch schneidet die
Sense,
Und der Dreschflegel tobt
auf
der Tenne,
Die Henne
Gackert eitel im
Scheunenstroh
–
Der Bäuerin ist es Gesang!
Aber die Dorfstraße her
Klirrt schon die
Mähmaschine,
Und der spinnenbeinige
Garbenwender
Den Kindern ein Wunder!
Das alte Leben
Geht in die schwarzen Täler
hinein.
Die Sichel blitzt dort
Am Stiegengeländer, neben
dem Wetzstein,
Und die Sonne brütet den
süßen
Schnaps aus den Nüssen,
Vorm Fenster glüht er im
Glas.
Die Verliebten auch,
Hungrig nach Küssen,
Flüstern
die alte Frage,
Am Abend,
Im Brennesselgarten,
Die gern gehörte.
Der unverstörte
Kalender
Zählt dort vor sich hin.