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ANHANG
REZEPTIONSGESCHICHTE DER BEGEGNUNG Die Aufnahme der Todsonette im Freundeskreis war zustimmend. Britting legte Jung am 28.7. 1947 den Brief bei, den ihm Bernt von Heiseler am selben Tag geschickt hatte: Ich muß Ihnen schreiben, daß ich seit Tagen mit Freude, Bewunderung mit Ihren Gedichten lebe, ich finde sie herrlich, ich finde so viele von ihnen schön, stark und wahr, daß ich aus dem Staunen nicht herauskomme.[...].Ich bin nicht einverstanden mit dem, was Sie über christliche Frömmigkeit in den Gedichten sagen; Sie machen es sich da, für mein Gefühl, ein bissel zu leicht; und daß Sie (wie auch Anouilh in seiner Eurydike) mit dem schönen Tod schließen, nehm ich etwas krumm: von Euch großen Realisten würde ich gerade für das letzte Wort mehr Realismus erwarten. Aber über Glaubensmeinungen non est disputandum, und übrigens hindert das durchaus nicht mein Entzücken an den Gedichten; mir kommt beinah vor, es ist Ihr schönstes Buch.(Abschrift, DLA) Der Rheinische Merkur brachte in seiner Beilage »Am silbernen
Strom« vom 1. 11. 1947 eine ausführliche Würdigung von
Konrad Legat, in der dieser Britting bestätigt, daß es ihm gelungen
sei »den Todesgesang zum Lebenshymnus werden zu lassen.[ ...]. Der
gerade, nicht ausweichende Blick auf die Schrecklichkeit des Vergehens
gewinnt eine tiefere Einsicht in den Reichtum und den Wert des Daseins,
wie sich ja auch nur in der Anschauung des Todes die Wirklichkeit eines
ewigen Lebens enthüllt«.
kunstgewerbe nenntjahn meine sonette? tja, de gustibus,...hoffen wir, er irrt sich. ich als verfasser weiß nur, daß sie sozusagen mit dem herzblut geschrieben sind, mehr als andre gedichte von mir, aber auch das herzblut könnte ja auf dem papier zu kunstgewerblichem leim eintrocknen...Alverdes kommt in seinem Essay zum 6o. Geburtstag Brittings im Rheinischen Merkur (Nr. 8, 16. 2. 1951) auf die Todsonette zurück: [...] Und doch gibt es auch heute von ihm [Britting] ein ganzes Buch Verse, die ihm aus dem Abgrund der Betrachtung aufgestiegen sind, aus der furchtlosen Betrachtung freilich einer der unabänderlichen, rätselhaften Grundtatsachen unseres Daseins auf Erden überhaupt, der Vergänglichkeit alles dessen, was da lebt. Das ist bei einem Geschlecht, das sich weniger als die meisten vor ihm damit abzufinden weiß und sich trotz der grausigsten Erfahrungen, die gerade ihm beschieden sind, mit Vorliebe so stellt, als sei er längst aus der Welt, kein besonders willkommenes Thema. Darum hat dieses unvergleichlich mannhafte, aufrichtige und tiefsinnig fromme Buch einstweilen nicht den Widerhall gefunden, den es verdient hätte. Seit den Totentänzen unserer Altvordern ist eine Begegnung von solcher Art mit der herrischen Knechtsgestalt des Knochenmannes nicht mehr gehalten worden. |