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Georg Britting
Sämtliche Werke  - Prosa -
Herausgegeben von Walter Schmitz
Band 1 - Frühe Werke - Seite 40
                                                                                        siehe auch hier
Anfänge bei den
„Regensburger Neuen Nachrichten“

Anmerkungen
 

Die Journalisten
Lustspiel in vier Akten von Gustav Freytag

Nach einem Satz, der sich in jeder Literaturgeschichte findet, haben die Deutschen nur drei gute Lustspiele: Lessings »Minna von Barnhelm«, Kleists »Zerbrochenen Krug« und Freytags »Journalisten«. Und wer all das platte Zeug kennt, das unter der Flagge »Lustspiel« segelt, wer die pikant gewürzten Possen und öden Schwänke zum Oberdruß genossen hat, die unter dem Titel »Lustspiel« sich in die Literatur schmuggeln zu können glauben , wer die vergeblichen Versuche der Modernen miterlebt, einen neuartigen, unseren veränderten Daseinsformen entsprechenden Lustspielton zu finden, der muß dem strengen Urteil beipflichten. Es scheint unseren Dichtern die Fähigkeit abhanden gekommen zu sein, das rauschend pulsierende Leben der Gegenwart mit dem überlegenen Lächeln des Zuschauers zu betrachten und aus den wechselvoll durcheinander schießenden Fäden am » Webstuhl der Zeit« die buntesten und farbenfreudigsten zu entnehmen und zu einem frohen Kranz zu vereinen. - Die Alten haben das, scheint es, besser verstanden, und so ist das leuchtende Dreigestirn am deutschen Lustspielhimmel noch durch keinen weiteren Stern vermehrt worden, in unvermindertem Glanze strahlt es und wärmt und bezaubert.
Die »Journalisten« kamen gestern abend zur Aufführung. Man merkt nicht, daß das Stück schon sechs Jahrzehnte überdauert hat, noch zeigt sich keine Spur von Altersschwäche. In lebendiger Frische wirken die Gestalten des Werks auf uns, sie sind lebende Menschen von Fleisch und Blut wie wir, keine Marionetten. Und darum werden sie auch immer Anteilnahme erwecken. - Georg Kalkum, der die Regie führte, gab den impulsiven, heißblütigen Redakteur Bolz. Er stattete die dankbare Rolle mit vielen charakteristischen Einzelzügen aus und gestaltete eine kraftsprühende Persönlichkeit, die die ganze Aufführung beherrschte. Als Oberst Berg war Willibald Mohr auf dem richtigen Platz, sein Gegner Oldendorf wurde durch Hans Strien ansprechend vertreten. Den Schmock stellte Karl von Pidoll dar. Er arbeitete das gedrückte, scheue unstäte Wesen des getretenen Juden scharf heraus und fand Töne und Gesten, die von Talent ze[ujgten. Die übrigen, größeren und kleineren Rollen des Stückes waren gut besetzt. - Das Publikum, leider gering an der Zahl, unterhielt sich gut und applaudierte lebhaft.

      [1912]