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Georg Britting
Sämtliche
Werke - Prosa -
Herausgegeben von Georg-Britting-Stiftung
Band 5
Seite 298
Kommentar
Seite 415
Aus: »Erzählungen,
Bilder, Skizzen«
Unser Freund Flör
Der Vater
unseres Freundes Flör, Fred, auch Freddy Flör, des Dichters,
war Zollrat, im Ruhestande lebend, und wohnte in dem Dorf Schecking, unten
an der Donau, fünfviertel Gehstunden vor der Stadt, - oft bin ich
dorthin gewandert, bei jedem Wetter. Fred, der mißratene Sohn, der
verlorene Sohn, spottete er selber, war ein liebenswürdiger Tunichtgut
mit vielerlei Gaben, der aber auf der Schule nicht gut getan hatte, ganz
und gar nicht. Als Zwanzigjähriger war er nach München gegangen,
als freier Schriftsteller sein Glück zu machen, und sein Vater schickte
ihm Geld, für den Beginn seiner Laufbahn wenigstens, an die der Zollrat
selber nicht recht glaubte, die Mutter, die Zollrätin, schon eher,
weil der zehnjährige Bub schon ihr gereimte Geburtstagswünsche
mit tadelloser Verbeugung überreicht hatte - sie hatte die Verse alle
sorgfältig aufbewahrt in einem rosaroten Kästchen in der Kommode
und las oft darin und bekam dann Tränen in die Augen bei den süßen
Worten, die ihr galten. Das Mutterherz ist schon so! Jede Mutter wird es
nachfühlen können!
Freds ganze Liebe galt
der Kleinkunstbühne, dem Brettl, dem Überbrettl, wie man damals
sagte, in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg, an den ja niemand recht
glaubte, so oft man auch von ihm sprach, und gern sagte, so kann es nicht
weitergehen, und es ging dann auch nicht so weiter, bald sollte es sich
zeigen.
Fred schwärmte nicht
nur für das Brettl, auch für die Künstler, die darauf auftraten,
und vor allem für die Künstlerinnen. Er hatte Bilder von ihnen
und zeigte sie stolz. Die Damen trugen große Hüte mit wallenden
Straußenfedern darauf, und lange schwarze Lederhandschuhe, die weit
über die Ellbogen hinaufreichten. Auf der Rückseite der Bilder
standen feurige Widmungen. Fred, dem Dichter, hieß es da wohl, und
die Damen hatten schwül verhangene, untermalte Augen, und eine trug
sogar ein Einglas vor dem Auge, an einem breiten schwarzen Band befestigt,
und ihre weiße üppige Brust war sehenswert, und sie zeigte auch
ziemlich viel davon. »Warum auch nicht?« sagte Flör großartig
und sagte: »Die Kunst ist göttlich frei. «
Auch einen kleinen Band
von Gedichten hatte Fred schon veröffentlicht und gestand mir aber,
daß er den Druck selber habe bezahlen müssen, das heißt,
sein Vater, der Zollrat, natürlich. Sein Verleger, sagte er, die Hyäne,
sei noch dick und fett geworden bei dem Geschäft. Verkauft seien von
dem Buch nur vier Stück. Er schenkte mir eins, der Einband ging aus
dem Leim, wenn man ihn nur anrührte. Die Chansons, wie Fred seine
Verse nannte, waren ziemlich langweilig, fand ich. Aber immerhin, dachte
ich hochachtungsvoll, ein Buch ist es!
Es hatte sich dann der
Zollrat geweigert, weiterhin sein gutes Geld nach München zu schicken,
es in den Rachen des Verlegers zu stopfen, und so war Fred nichts übrig
geblieben, als unter das Dach des Vaterhauses zurückzukehren, zu den
Bewohnern von Schecking, diesen Kuhbauern, wie er verächtlich und
naserümpfend von ihnen redete. Kummerschwer betrachteten die Eltern
den Sohn, der ihnen jetzt auf der Schüssel lag, aber die Mutter kochte
gute Sachen und oft des Sohnes Leibspeisen, ihn zu trösten in seinem
Ungemach. Verse zu schreiben hatte Fred aufgehört, es käme doch
nichts besonderes heraus dabei, das habe er eingesehen, ihm fehle doch
der Funke, der göttliche Funke, der Kuß der Muse, sagte ich,
und er lachte und sagte: »Ja, eben der!«
Die Zeit rückte heran,
da Fred seinem Militärdienst genug zu tun hatte, den Zeitpunkt hatte
er lang hinausgezögert, wie das möglich war, mit Eingabe und
Gesuchen, aber lange ging das nicht mehr, er war jetzt 24 Jahre alt. Wenn
man sich nicht auf der Schule das Zeugnis erworben hatte, nur ein Jahr
dienen zu müssen, und Fred hatte natürlich das Zeugnis nicht,
so mußte er zwei Jahre dienen, vielleicht drei sogar, wenn er zur
Kavallerie eingezogen würde. Es gab auch die Möglichkeit, außer
der Schule eine staatliche Prüfung abzulegen, die zum Einjährigenjahr
berechtigte, und diese Staatsprüfung wenigstens zu bestehen, strebte
Fred jetzt an. Er holte seine alten Schulbücher hervor, vom Speicher,
kaufte sich Bücher zum Selbstunterricht, und vergrub sich in die Arbeit,
büffelte wie noch nie in seinem Leben, war fleißig über
alles Erwarten, und hochbeglückt waren die staunenden Eltern über
sein Tun. Um diese Zeit, es war im Frühsommer, ich war in den Hochschulferien,
besuchte ich ihn oft und fand ihn stets hinter dem Schreibtisch sitzend.
Er hatte schon den Ansatz zu einer Glatze, hatte blondes, dünnes Haar,
ein weißliches Schnurrbärtchen auf den Oberlippen. Seine gepflegten
Fingernägel waren unangenehm lang gehalten, wie man das von den Chinesen
hört, besonders der des kleinen Fingers. »Wir aber sind hier
in Bayern«, mahnte ich ihn. Fred war im Gebrauch von wohlriechenden
Wässern so wenig sparsam, daß die ganze Stube danach duftete.
Das hat er von seinen Schauspielerinnen, dachte ich, und sagte es ihm auch.
Er ließ sich aber nicht darauf ein. Ich fragte ihn Geschichtszahlen
ab, und nach den Nebenflüssen von Rhein und Donau, und machte mit
ihm eine französische Übersetzung, und vor dem deutschen Aufsatz,
sagte er, fürchte er sich natürlich gar nicht. Begreiflich, er,
ein Mann, der, wenn auch ohne den Funken, schon ein Buch herausgebracht
hatte. So schufteten wir, und zur Belohnung gingen wir dann wohl auch einmal
abends ins Dorfwirtshaus, in eine kahl-fröstelnde Wirtsstube.
Dahin kam dann auch manchmal
der Verwalter eines nahgelegenen Gutes, der in der landwirtschaftlichen
Hochschule in Weihenstephan bei Freising studiert hatte, mit Schmissen
im Gesicht und Sporen an den Stiefeln, und der froh war, einen Abend in
Gesellschaft verbringen zu können. Wir tranken einige Gläser
dünnen Bieres, das meistens schal und abgestanden war, aber was halfs,
wir stießen die Gläser klirrend zusammen und sagten: »Prost!«
Das war nicht viel an Vergnügen, aber besser als gar keins!
Wenn ich mich dann auf
den Heimweg zur Stadt machte, oft schon ziemlich spät, sagte mir jedesmal
der Verwalter im tröstend-klagenden Ton, er müsse immer schon
um vier in der Früh aus den Federn und bestellte sich noch ein Bier.
So ließ ich sie dann oft sitzen, die zwei, und ging schnell in die
Nacht hinaus. Nach einer Viertelstunde mußte ich an der großen
Schuttablagestelle vorbei, einer Mulde, wo die Stadt ihren Unrat ablagerte.
Da sah ich dann in dem Verfall Irrlichter in grünlichem Glanz leuchten,
sah sie zittern und wandern und einander nachlaufen. Einmal lockte es mich,
in die Mulde hinabzusteigen, mir den Unrat in der Nähe zu besehen.
Alte Blechbüchsen lagen da herum, alte, vermoderte Säcke, Töpfe
und dergleichen. Ich sank bis zu den Knöcheln in den Unrat ein, es
stank fürchterlich. Am Himmel leuchteten die Sterne, der halbe Mond
gab sein gelbes Licht. Ratten raschelten vorbei, Frösche quakten.
Grad vor mir sah ich wieder ein Lichtlein aufblitzen, aber als ich zu ihm
mich niederbückte, war es weg, aber ein paar Schritte vor mir blitzten
drei, vier andere der Sumpflampen. Sand und kleine Kieselsteine liefen
mir in die Schuhe, die taten weh, eine schlammige Pfütze, in die ich
getreten war, spritzte hoch auf und mir ins Gesicht, das war ekelhaft.
Eine Katze sah ich auf leisen Pfoten vorüberschreiten, sorgsam sie
setzend, daß sie sich nicht beschmutze. Ihre Augen funkelten im Dunkel
mit dem grünlichen Glanz der Irrlichter.
Ich klatschte in die Hände,
und die Katze tigerte davon. Die Irrlichter aber ließen sich vom
Händeklatschen nicht vertreiben. Der Mond schnitt mir eine höhnische
Fratze. »Ganz nüchtern bin ich doch nicht mehr«, dachte
ich, und das Bier im Wirtshaus mußte doch mehr Kraft gehabt haben,
als ich ihm zugetraut hatte.
Ich kletterte wieder aus
der Mulde heraus und zur Landstraße hinauf, und es war schon gegen
Mitternacht, als ich ins Bett sank.
Von Schecking aus konnte
man auf der anderen Donauseite auf einem bewaldeten Hügel einen weißen
Säulentempel sehen, den ein von der Antike schwärmerisch begeisterter
Bayernfürst hatte errichten lassen. Aus Marmor war er, weit glänzte
er über die Lande, über Wald und Strom und Ziegeldächer.
Als Kinder hatten wir ihn oft besichtigt, Schulausflüge wurden zu
ihm unternommen von unsrer Stadt aus, meist auf einem uralten Raddampfer,
der viel Geräusch machte, hohe, schaumgekrönte Wellenberge aufwarf
und grelle verzweifelte Pfiffe hören ließ, wenn er sich der
Anlegestelle näherte. »Stella« hieß das schwarze
Rauchwolken ausstoßende Schiff. Bei der Besichtigung mußten
wir bereitstehende riesige Filzpantoffel überziehen, den schönen
Marmorboden nicht zu zerkratzen. Diese Pantoffel machten uns größeren
Eindruck als die kalte, frierende Pracht des Bauwerks. »Paßt
nicht hierher«, nörgelte Fred, »ein Bild von Franz Stuck,
die ›Sünde‹ etwa, hat unserem Zeitgefühl mehr zu sagen.«
»Paßt doch!« war meine Meinung, obwohl es ja wirklich
sonderbar war, in einem bayrischen Wirtsgarten zu sitzen, bei Bier und
Rettich, und hoch über uns glänzte ein athenischer Tempel, oder
einer aus Syrakus. Fred ließ sich nicht umstimmen. »Kitsch
ist es « , grollte er. Der Überbrettldichter in ihm rührte
sich. So saßen wir, lauschten der derben, krachenden Mundart der
Einheimischen, und Fred bewunderte seine überlangen weibischen Fingernägel.
Am Nebentisch spielten
die Kuhbauern Tarok. Ihre buntsamtenen Westen, blau und grün und rot,
hatten als Knöpfe Silbertaler, wie es dort Brauch ist. Auch schnupften
sie große Prisen braunen Schmalzlertabaks, ganz ungriechisch. Nur
der Schenkkellner hatte einen mächtigen Brustkorb, der an Achilles
denken ließ, trotz seines gezwirbelten Schnurrbarts, und trotz der
Militärmütze, die er trug und die stolz anzeigte, daß er
bei den schweren Reitern in Landshut seine drei Jahre gedient hatte.
Fred, wie ich in den Stunden
des Mißtrauens vorausgesehen hatte, hielt nicht durch mit dem Selbstunterricht.
Es war zuviel verlangt von ihm. Eines schönen Nachmittags kam er zu
mir in die Stadt: er sah sonderbar dick aus. In einer Ecke meines Zimmers
fing er an sich zu entkleiden, ohne dabei der Schuhe sich zu entledigen,
und da zeigte es sich, daß er zwei Anzüge übereinander
trug, einen dunklen über einem hellgrauen. »Der schwarze«,
sagte er, »ist alt, und altmodisch, er gefällt mir nicht mehr,
und ich bringe ihn jetzt gleich ins Leihhaus. Fort mit Schaden«,
sagte er, »und du begleitest mich!« Den Schwarzen verschnürte
er mit großer Gewandtheit zu einem Bündel. Die Schnur hatte
er mitgebracht. Wie eine sich entblätternde Rose im Herbst war es
anzusehen gewesen. »Los jetzt!« befahl er, und wir gingen.
Für den schwarzen Anzug bekam er zwölf Mark. Der Mann im Leihhaus
hatte zuerst nur zehn Mark geben wollen, aber Fred hatte gesagt, er sei
aus gutem englischem Stoff, reine Wolle, ein unverwüstliches Stück,
und der Mann hatte sich überreden lassen, und ihm zwölf Mark
gegeben, in vier harten Talern. Das Geld natürlich vertranken wir,
in einer rötlich beleuchteten Weinkneipe. Fred tat schön mit
der Kellnerin, die er gut zu kennen schien, einer mageren, schwarzhaarigen,
nicht mehr ganz jungen Person, die ein raschelndes, purpurfarbenes Seidenkleid
trug. Er stand recht vertraulich mit ihr, mit Blick und Wort und Hand.
Der sommersprossige Wirt behandelte uns wie Reichsgrafen, und auch die
wenigen Leute an den Nebentischen sahen respektvoll neugierig zu uns herüber.
Wir tranken eiskalten Schwedenpunsch, aßen italienischen Salat und
als Nachspeise Salzburger Nockerln. Die Purpurdame bringe er jetzt nach
Haus, sagte Fred, da war es schon Mitternacht vorüber, und die Kneipe
hatte sich geleert. Ich fragte ihn nicht, wo er zu schlafen gedenke.
Nicht lange nach diesem
Schwedenpunschtag kam er wieder zu mir in die Stadt. Er hatte in einem
mächtigen gelben Lederfutteral an einem gelben Riemen einen Feldstecher
über die Schulter hängen, als wolle er zu einem Pferderennen.
Aber heute war keines, davon hätte ich gewußt. »Wir machen
heut einen Ausflug«, sagte er, »aber vorher versetzen wir dieses
Glas«. Ich verlangte nicht zu wissen, woher er es habe. Er sagte
es mir von selbst: es sei sein Weihnachtsgeschenk vom Vorjahr. Das Muttersöhnchen
war recht verwöhnt, zu seinem Schaden! Für das Zeißglas
bekam er zwanzig Mark geliehen, viel Geld damals. Wie es mit der Arbeit
für die Staatsprüfung stehe, wollte ich wissen. »Du Spießer«,
gab er mir zur Antwort und sah mich trotzig an. Er duftete herrlich wie
immer und war spiegelglatt rasiert. Einen dritten Freund zu holen gelüstete
es ihn, der soll auch einmal was vom Leben haben! Geiz und Neid kannte
Fred nicht. Unterm Fenster des Freundes pfiffen wir unsern Bundespfiff,
der Gerufene kam und war gleich bereit, bei dem Ausflug mitzumachen. Er
zahle natürlich alles, sagte Fred. »Du Protz«, sagte der
Dritte im Bund, und wir zogen los. An den Zollrat und an die Zollrätin
zu denken, war mir ein bißchen unbehaglich, und ich nahm mir vor,
es sollte für mich das letztemal sein, bei den liederlichen Streichen
seiner Spießgesellen mitzumachen.
Unser Ausflugsziel, ein
kleines schön gelegenes Dorf; das nur aus drei Bauernhöfen bestand,
erreichten wir nach einer zweistündigen Wanderung, und Fred schimpfte
wie ein Rohrspatz über die Plackerei an dem glühheißen
Tag. In dem Dorf angekommen, jammerte Fred, der Rückweg zu Fuß
komme nicht in Frage. »Wir mieten ein Fuhrwerk«, sagte er hochmütig,
»und fahren in die Stadt zurück. « Und wir gingen zu einem
der Höfe, dort ein Fuhrwerk zu mieten. Der Platz vor dem Haus war
leer, nur der Kettenhund knurrte uns bös entgegen. Aus dem Haus kam
eine junge Magd, die knurrte gar nicht, als sie uns sah, blickte uns nur
neugierig , unter ihrem rotgetüpfelten Kopftuch entgegen. Sie kam
gerade aus dem Stall, man roch es, und schnupperte erregt, als sie in Freds
Dunstkreis kam, seine wohlriechenden Wässer machten ihr großen
Eindruck.
Der Herr gefiel ihr, der
ist nicht der nächstbeste, dachte sie wohl. Sie hatte eine hübsche,
kleine Stupsnase, und die wieder gefiel dem vornehmen Fred. Jetzt kam ein
Mann über den leeren Hof daher, in Lederpantoffeln, eine blaue Schürze
vorgebunden, das war der Bauer. »Nein«, sagte der, und sagte
es grob, »unsere Gäule brauchen wir für die Bauernarbeit,
brauchten sie gestern, und brauchen sie heut und morgen, zum Spazierenfahren
haben wir keines frei, im ganzen Dorf werden Sie keins kriegen«.
Er zog die Nase kraus, als er vor Fred stand, aber mißbilligend.
Die Stupsnäsige meinte vermittelnd: »Das Bräunl vielleicht.«
Aber der Bauer blieb fest bei seinem »Nein«. Ein Taubenschwarm
ließ sich am Hausdach nieder, der Bauer ging wortlos ins Haus, die
Magd zuckte bedauernd die Schultern, atmete noch einmal tief, von Freds
Wohlgeruch was abzubekommen. So kehrten wir denn um, die zwei langen Stunden
zur Stadt hinter uns zu bringen. Es war bitter und mühselig und staubig.
»Diese Kuhbauern«, stöhnte Fred von Zeit zu Zeit. »Aber
die Stalldirn war reizend, oder?« Dann sahen wir von weitem die Domtürme.
Wir gingen gleich wieder in die rötlich beleuchtete Weinkneipe. Die
Kellnerin war nicht da, sie habe heute Ausgang, sagte der dienernde Wirt.
Fred bestellte für jeden ein Wiener Schnitzel und für uns gemeinsam
eine Flasche Sekt. Der Sekt kostete drei Mark, das Leben war billig damals,
und es blieb nicht bei der ersten Flasche. Ein Haufen Geld, dachte ich
beim Einschlafen, und dachte, an die Staatsprüfung denkt er wohl gar
nicht mehr, der gutartige Liederjan! Dann kam der Herbst, und Freddy
mußte einrücken, nicht für ein Jahr, denn die Prüfung
machte er nicht, er versuchte es garnicht, sie zu machen, für zwei
Jahre, bei den Kanonen und zu den Pferden, in München. Sein Vater
hatte gedacht, es täte ihm gut, rauh angefaßt zu werden. Es
tat ihm aber nicht gut. Der Drill war zu hart für ihn, und der Schlaf
in den Mannschaftsstuben, und der Geruch dazu, er war ein feiner Mann,
und das Leben gefiel ihm nicht mehr. Da machte er Schluß am Faschingsdienstag,
in der Nacht vom Aschermittwoch, im Stall, bei den Pferden, er hatte Stallwache,
und erhängte sich, an einem Pferdestrick. Die Pferde beachteten es
wahrscheinlich nicht, und wieherten gleichgültig, als ihn der Unteroffizier
vom Dienst abschnitt. Ein halbes Jahr später brach der Krieg aus,
da hätte er einen schöneren Tod finden können, aber vielleicht
geht es auf das gleiche hinaus.