Georg
Britting
Sämtliche
Werke
- Rabe, Ross und Hahn - Band 2 Seite 164
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zu
den Rechten:
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Verwilderter
Bauplatz
Aus der Baustelle ist
fast ein
Garten geworden,
So siegreich erweist sich
das
Grün.
Braun modern die Bretter,
im
Feuchten, im Norden,
Im Schatten der Mauer, aber
sie glühn,
Wo die Sonne hin kann, und
die
Ameisenhorden
Unablässig schwarzwimmelnd
sich mühn.
Die Brennesseln wogen so
dicht
heran,
Ein züngelnder, wilder
Strauch,
Dem niemand gefahrlos sich
nähern
kann.
Über ihnen glänzt
es wie Rauch,
Und wenn ein Luftzug geht
dann
und wann,
So zeigen die Blätter den
Bauch.
Die Winde hat keinen
festen Halt,
Muß sich an anderen
stützen,
Und wo nur Buschzeug wächst
und wallt,
Das muß sie mit Schläue
benützen,
Noch hoch an der
Bretterwand
festgekrallt,
Weiß schwenkt sie die
flattrigen Mützen.
Die Katzen schleichen
lautlos
herbei,
Sie sind hier als Herren zu
Haus.
Und Schüsseln warten mit
Milch und Brei,
Die brachte man ihnen zum
Schmaus.
So speisen die Katzen
vielerlei,
Aber am besten schmeckt
ihnen
die Maus.
Der Holzstoß riecht, es
riecht nach Teer,
Es riecht nach Kalk und
nach
Kies.
Im blechernen Kübel, er
dient niemand mehr,
Schimmert Wasser aus
dunklem
Verlies:
Das stammt vom letzten
Regen
noch her,
Der es faulend hier
hinterließ.
Die Wegwarte will
getreten sein
Und bietet dem Fuß sich
dar.
Daneben aus dem bröckelnden
Stein
Erhebt sich hochmütig die
Schar
Der Disteln und schaut
königlich
drein,
Mit der Kron aus starrendem
Haar.
Die Fliegen taumeln in
schwarzer
Gier
Über der Pfütze neben
den Brettern.
Das sumpfige Loch hier ist
ihr
Revier,
Und vorbei mit flügelndem
Schmettern
Saust schwer schnaufend das
Hummeltier,
Verachtend die kleineren
Vettern.
Von schmierigen Lumpen
ein ganzer
Pack
Deckt die Ziegeltrümmer
fast zu.
Klaffend zersprungenes
Leder,
das Wrack
Von einem genagelten Schuh,
Liegt gähnend bei dem
durchlöcherten
Sack
Neben der Mörteltruh.
Der schwarzrindige
Faulbaum steht
Auf dem Hügel von Schutt
und Sand.
Auf dem sich selbst
überlassenen
Beet,
Entkommen der ordnenden
Hand,
Da wuchert es wild und
schwellend
und weht
Den Samen geil in das Land.
Die Sonne scheint, und
der Regen
fällt,
Und der Dampf wölkt überm
Gemäuer.
Auf der morschen Bank, die
kaum
mehr hält,
Siedelt der Schwamm, rot
wie
Feuer.
Davor hat tief atmend sich
aufgestellt,
Starrblickend, das
Froschungeheuer.
Wild über Bruch und
Schutt
und Zerfall,
Begann ein grünes Gedeihen.
Mit wehenden Fahnen brandet
der Schwall
Der Gräser und Büsche,
als seien
Sie stürmend in
unwiderstehlichem
Prall,
Im unaufhaltsamen Siegen,
Auf die stürzenden Mauern
gestiegen.
Die Teller lichtfressend
nach
oben gedreht,
Den Fuß zwischen Büchsen
und Scherben,
Ein Wäldchen von
Sonnenblumen
steht
Auf Müll und strotzendem
Sterben.
Der Stoff, aus dem ihre
Häupter
gemacht,
Die ganze mächtig prunkende
Pracht,
Sie mußten sie saugend
erwerben,
Den Unrat verwandelnd in
goldene
Fracht,
Des Modernden lodernde
Erben.