Georg
Britting
Sämtliche
Werke
- Rabe, Ross und Hahn - Band 2 Seite 174
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RABE, ROSS UND HAHN
Der Rabe
Nestausplünderer,
schwarzen
Schwätzer
Schilt man ihn, den
Mäusehetzer
Auf den Wiesen frisch
gemäht,
Der das Aas auch nicht
verschmäht.
Käfer, Engerlinge,
Würmer,
Ja, das grüne Rübenblatt,
Eins schmeckt gut, das
andre
besser,
Schont er nicht, der
Allesfresser,
Und er jagt den jungen
Hasen,
Der mit angsterfülltem
Blasen
Stirbt unter dem
Schnabelmesser,
Das der schnelle Mörder
hat.
Schwanzbeweglich, auf
und nieder
Hüpfend, ist er nimmer
faul,
Hier ein Reisigbüschel
lüpfend,
Hinter einen Strauch dann
schlüpfend,
Lästernd mit dem Lügenmaul.
Aber er ist auch ein
anderer,
Dieser
Ackerfurchenwanderer,
Dieser listige Vogelmann,
Der Verborgenes sehen kann.
Zukunftwissend,
zaubermächtig,
Dunkles raunend,
weisheitträchtig
Spricht er dann, der uralt
Alte,
Daß die Hände furchtsam
falte
Und im Herzen es behalte,
Wer es hörte irgendwann.
Schnalzt ein kalter, wüster
Schauer
Durch die Bäume,
herbstentlaubt,
Hockend auf der
Friedhofsmauer
Legt er schräg das Haupt.
Klappernd gehn die
Eisentürn,
Aber er bleibt auf der
Lauer,
Weiser Rabe, Rabe schlauer,
Und er reget nicht die
Flügel,
Äugt er zu dem
Schollenhügel
Aufgetürmt beim offnen
Grab,
Drin die Würmer,
Die vom Fleisch der Toten
speisten,
Diese roten, diese feisten
Ohne Ruh sich rührn.
Hingeneigt dem fetten
Mahl,
Bis die Sonne blutrot sinkt
Und der Mond heraufsteigt
leichenfahl,
Schwankt sein Schatten,
schwarz
und blind,
Schrecket Fledermäusin
und Gemahl.