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Lieferbare Ausgabe:

Georg Britting
Sämtliche Werke  

Taschenbuchausgabe
in 23 Bänden

Band 2  "Rabe, Ross und Hahn"  Seite 53

Editionsnotiz zu dieser Ausgabe

Georg Britting
Sämtliche Werke 
- Rabe, Ross und Hahn -   Band 2   Seite 174

© Georg-Britting-Stiftung - Alle Rechte vorbehalten /  
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RABE, ROSS UND HAHN

Der Rabe

Nestausplünderer, schwarzen Schwätzer
Schilt man ihn, den Mäusehetzer
Auf den Wiesen frisch gemäht,
Der das Aas auch nicht verschmäht.

Käfer, Engerlinge, Würmer, 
Ja, das grüne Rübenblatt,
Eins schmeckt gut, das andre besser,
Schont er nicht, der Allesfresser,
Und er jagt den jungen Hasen,
Der mit angsterfülltem Blasen
Stirbt unter dem Schnabelmesser,
Das der schnelle Mörder hat.

Schwanzbeweglich, auf und nieder
Hüpfend, ist er nimmer faul,
Hier ein Reisigbüschel lüpfend,
Hinter einen Strauch dann schlüpfend,
Lästernd mit dem Lügenmaul.

Aber er ist auch ein anderer,
Dieser Ackerfurchenwanderer,
Dieser listige Vogelmann,
Der Verborgenes sehen kann.
Zukunftwissend, zaubermächtig,
Dunkles raunend, weisheitträchtig
Spricht er dann, der uralt Alte,
Daß die Hände furchtsam falte
Und im Herzen es behalte,
Wer es hörte irgendwann.
Schnalzt ein kalter, wüster Schauer
Durch die Bäume, herbstentlaubt,
Hockend auf der Friedhofsmauer
Legt er schräg das Haupt.
Klappernd gehn die Eisentürn,
Aber er bleibt auf der Lauer,
Weiser Rabe, Rabe schlauer,
Und er reget nicht die Flügel,
Äugt er zu dem Schollenhügel
Aufgetürmt beim offnen Grab,
Drin die Würmer,
Die vom Fleisch der Toten speisten,
Diese roten, diese feisten
Ohne Ruh sich rührn.

Hingeneigt dem fetten Mahl,
Bis die Sonne blutrot sinkt
Und der Mond heraufsteigt leichenfahl,
Schwankt sein Schatten, schwarz und blind,
Schrecket Fledermäusin und Gemahl.