Georg
Britting
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Werke
- Die Begegnung - Band 4 Seite 48
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DER
GROSSE SCHNITTER
I.
Er war schon immer da. Und mäht und
mäht.
Auf Erden sonst hat alles seine Zeit
Und kommt und geht, wie Tag an Nacht sich
reiht.
Er ist von Dauer. Er allein ist stät.
Er hat seit je ein einziges Gerät,
Die blanke Sense, aber stets bereit!
Er schneidt im Frühling, und er schneidt,
wenns schneit,
Uns hinzumähen, ists ihm nie zu spät!
Es fürchtet ihn der Grashalm und der
Klee
Im Sommer nur. Und Schonzeit hat das Reh.
Im kalten Winter schweigen die Gewitter.
Uns ängstigt stets er: Ob der Frühling
taut,
Der Winter graut, der Maienhimmel blaut -
Uns schneidt, wanns ihm gefällt, der
große Schnitter.
II.
Mit einer Sense stellt man gern ihn dar:
So seid ihr wohl für ihn nicht mehr als
Gras!
Ihr mögt im Saft noch stehn, recht fett
und naß,
Schon trocken sein, und mürb gekocht,
und gar,
Das gilt ihm gleich, er nimmts nicht
einmal
wahr!
Er mäht euch so zu Hauf, als wärs
ein Spaß,
Die grünen Halme und die Halme blaß,
Und auch die Blume, die gesellt euch war.
Wenn ihr gebündelt auf der Wiese liegt,
Spielt er den Bauersmann, sticht euch
empor:
Bald, hochbeladen, schwankt die Fuhre Heu,
Von der im Wind ein dünnes Stäuben
fliegt.
Für seine Rosse, sag ich euch ins Ohr,
Seid ihr, die Blumen auch, nur Gsott und
Streu.