Georg
Britting
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Werke
- Die Begegnung - Band 4 Seite 61
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DAS WEISSE HEMD
So fängt es an: wir kommen nackt zur Welt.
Dann tut man uns ein weißes Taufhemd
an.
Man wächst heran, wird groß und
gar ein Mann
Und sieht sich um, von Zuversicht
geschwellt.
Man freit ein Weib. Baut sich ein
Haus.
Und hält
Sich eine Magd. Hat Garten, Hund und
Hahn.
Zieht Kinder groß. Verliert den
ersten Zahn.
Und hat sich manches anders vorgestellt.
Das Leben läuft. Man sinnt ihm nach
und lacht:
Nach jedem Tage kam noch auch die Nacht!
Dann geht der Freund. Die Frau.
Die Welt wird fremd
Und sonderbar. Heißts dann von
uns: er starb!
Gibt man von allem, was man je erwarb,
Nur eins uns mit: ein langes, weißes
Hemd!