Georg
Britting
Sämtliche
Werke
- Rabe, Ross und Hahn - Band 2 Seite 145
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Die Brombeerenschlucht
So eine
Brombeerenschlucht hat
noch niemand gesehn!
Wie das verwirrte Haar
einer
Waldfrau
Hing es nieder,
Und als hätten Bienen und
Hummeln sich drin verirrt,
Und säßen gefangen,
und kämen nicht mehr heraus,
So wie schwirrend tat
mancher
Strauß,
Der im Wind um sich
schlug,
Als wollt er sich heben im
Flug.
Manche Beeren waren noch
rot,
rot von verschiedener Farb,
Aber die meisten, die
reifen,
waren schwarz, kohlschwarz,
Andere bläulich, und manche
verdarb
Schon, und war nun wie
faulig
Am Strauch, wie
zerquetscht,
so zerrann sie,
Oder die Sonne fraß sie,
giermaulig,
Oder ein Vogel,
Und die Spinne, wann sie
Ihr Netz spann,
Überspann sie
grauschimmemd.
Diese Fülle von Beeren!
Wie Trauben fast, Dutzende, hundert,
Schwarzäugig, schwer
hängend,
wie tropfend
Ungläubig verwundert siehst
dus herzklopfend!
Aus dem löcherigen Stein
Quelln sie hervor,
unaufhörlich,
prächtig,
Immer neue, immer mehr,
ganz
unerschöpflich
Muß die trächtige
Felsschlucht sein.
Wenn die Kinder kommen
vom Dorf,
Mit Schüsseln, mit Krügen,
mit einem Hut,
Und zu ernten beginnen,
Die erklimmen die
bröckelnden
Wände
Und stehn auf den Zinnen,
Zwischen Felsnasen gepreßt,
Und stemmen sich fest,
Und greifen wie blind in
Frucht
und Dorn,
Wie in Zorn, wie in Wut,
Und zeigen einander die
Hände,
Die sind
Zerrissen und rot genäßt
Vom Safte der Beeren und
dem
eigenen Blut.