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Lieferbare Ausgabe:

Georg Britting
Sämtliche Werke  

Taschenbuchausgabe
in 23 Bänden

Band 2  "Rabe, Ross und Hahn"  Seite 78

Editionsnotiz zu dieser Ausgabe

Georg Britting
Sämtliche Werke 
- Rabe, Ross und Hahn -   Band 2   Seite 194

© Georg-Britting-Stiftung - Alle Rechte vorbehalten /  
zu den Rechten:
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Wintermorgen am Fluss

Weit über den Fluß hin,
Der in der Kälte weißwolkig rauchte,
Waren die Scharen der Vögel verstreut.

Die Enten,
In des Strauchzeugs am Ufer froststarrendem Dickicht,
Vorm knirschenden Tritt
Schwammen sie, wellenaufwerfend, aufgeregtschnatternd,
Weiter hinaus.
Erst bei der Tonne, bauchig und rot,
Die an der Kette tauchte und tanzte,
Blieben sie liegen,
Glänzend im Licht.

Manchmal
Hob sich ein Schwarm mit Geschrei,
Und flügelnd in Schnelle
Und flatternd
Dicht überm Wasser,
Fiel er, rasch beruhigt,
Dann wieder ein.

Auf der Kiesbank,
Schimmernd vom Reif,
Umspült von den Wellen,
Hockten die Krähen,
Stumm, schwarz und steif,
Mißvergnügte, hagere Gesellen,
Und brüteten Pläne
Krummschnäbliger Bosheit und Plünderei.

Zwei Schwäne,
Auf langsamer Fahrt,
Schnabeleintunkend,
Langhalsig schmachtend,

Zogen vorbei,
Verachtend
Das niedere Volk der geschwätzigen Enten 
Bei der tanzenden Tonne.

Die Sonne
Stand hoch überm Fluß
Im dunstigen Blau.
Die Pappeln am Ufer
Trugen die Bärte
Lang hängenden Eises.
Der zerfallende Schlot,
Mit geborstenem Mund
Ein stummer Rufer
Über die freche, wuchernde Wildnis, 
Aufrecht inmitten stürzender Hütten, 
War, als ob er sich schämte, so rot.

Nah bei der Brücke,
Wo die Wellen sich brachen
Mit schwarzem Geräusch,
Lagen wie Stücke
Schimmernden Leinens,
Schaukelnd getragen,
Schneeweiß und keusch
Die Möven auf dem still ziehenden Fluß.

Friedlich war es, und alles war gut, 
Paradiesisch Behagen
Und sicher vertrauender Übermut 
Der spielenden Tiere.
Fromm ragten, als seien es Lilienstengel 
Im göttlichen Garten,
Die Hälse der Schwäne weiß über die Flut.

Da, so kommen wohl stampfende Stiere 
Durch splitternden Wald
Und erschüttern das Ohr,
Traten wie zornig glänzende Engel
Drüben am Damm, aus dem Jungholz der Tannen 
Soldaten hervor.
Sie schoben geschwind
Vom Strande das Boot und begannen 
Beim Schall der Befehle
Die vögelverscheuchende Überfahrt.

Wie im Meerwind
Die Segel knattern,
Von solchem Ton nun
Erbebte die Landschaft
Am Strom.

Kreischend hoben die Möven sich auf
Silbern erblitzten und sausend die Flügel,
Ein Schneesturm erfüllte
Brausend die Luft.
Das Entenvolk schwang sich
Tropfend empor und jagte flußabwärts. 
Ärgerlich klagte, in dreister Empörung, 
Über die Störung
Das reiste, gefiederte Pack.

Die Krähen verließen
Schreiend die Kiesbank,
Es hatte der Ort ihnen gleich nicht behagt. 
Das Strömen und Fließen,
Das Rätselzeichen
Im zuckenden Blitz der Fische, der bleichen,
Sie hattens beschaut nur, von Neugier geplagt,
Aber drüben im Wald
War bessere Jagd
Für ihresgleichen.

Durch das Getümmel
Der schimpfenden Vögel,
Ihrer nicht achtend,
Flogen mit mächtigen Flügelschlägen
Die riesigen Schwäne
Rauschend davon.
Von ihrer gewölbten Brust
Sprang ein weißer, sprühender Glanz
Ihnen voraus.
Dampf und Braus umhüllte sie dicht,
So erfüllte die hütende Pflicht
Der silberne Nebel,
Bis sie dann ganz
Verschwanden im bergenden Licht.

Der Fluß war nun leer.
Das spinnenbeinige Ruderboot bloß,
Aus Holz, wie die Tonne, und flügellos,
Zu schwer
Sich zu heben zu schwebendem Spiel,
Schwankte und stampfte mit gischtendem Kiel
Quer über die Strömung daher.

Wie glühende Ringe
Lags um den feurigen
Herzkern der Sonne:

Die innersten Dinge
Verbergen sich fern.
Aus den rötlichen Rändern
Tropfte es schmelzend
Auf dunstender Schwinge
Zum Flusse hinab.