Georg
Britting
Sämtliche
Werke
- Rabe, Ross und Hahn - Band 2 Seite 194
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den Rechten:
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Wintermorgen am Fluss
Weit über den Fluß
hin,
Der in der Kälte weißwolkig
rauchte,
Waren die Scharen der Vögel
verstreut.
Die Enten,
In des Strauchzeugs am Ufer
froststarrendem Dickicht,
Vorm knirschenden Tritt
Schwammen sie,
wellenaufwerfend,
aufgeregtschnatternd,
Weiter hinaus.
Erst bei der Tonne, bauchig
und rot,
Die an der Kette tauchte
und
tanzte,
Blieben sie liegen,
Glänzend im Licht.
Manchmal
Hob sich ein Schwarm mit
Geschrei,
Und flügelnd in Schnelle
Und flatternd
Dicht überm Wasser,
Fiel er, rasch beruhigt,
Dann wieder ein.
Auf der Kiesbank,
Schimmernd vom Reif,
Umspült von den Wellen,
Hockten die Krähen,
Stumm, schwarz und steif,
Mißvergnügte, hagere
Gesellen,
Und brüteten Pläne
Krummschnäbliger Bosheit
und Plünderei.
Zwei Schwäne,
Auf langsamer Fahrt,
Schnabeleintunkend,
Langhalsig schmachtend,
Zogen vorbei,
Verachtend
Das niedere Volk der
geschwätzigen
Enten
Bei der tanzenden Tonne.
Die Sonne
Stand hoch überm Fluß
Im dunstigen Blau.
Die Pappeln am Ufer
Trugen die Bärte
Lang hängenden Eises.
Der zerfallende Schlot,
Mit geborstenem Mund
Ein stummer Rufer
Über die freche, wuchernde
Wildnis,
Aufrecht inmitten
stürzender
Hütten,
War, als ob er sich
schämte,
so rot.
Nah bei der Brücke,
Wo die Wellen sich brachen
Mit schwarzem Geräusch,
Lagen wie Stücke
Schimmernden Leinens,
Schaukelnd getragen,
Schneeweiß und keusch
Die Möven auf dem still
ziehenden Fluß.
Friedlich war es, und
alles war
gut,
Paradiesisch Behagen
Und sicher vertrauender
Übermut
Der spielenden Tiere.
Fromm ragten, als seien es
Lilienstengel
Im göttlichen Garten,
Die Hälse der Schwäne
weiß über die Flut.
Da, so kommen wohl
stampfende
Stiere
Durch splitternden Wald
Und erschüttern das Ohr,
Traten wie zornig glänzende
Engel
Drüben am Damm, aus dem
Jungholz der Tannen
Soldaten hervor.
Sie schoben geschwind
Vom Strande das Boot und
begannen
Beim Schall der Befehle
Die vögelverscheuchende
Überfahrt.
Wie im Meerwind
Die Segel knattern,
Von solchem Ton nun
Erbebte die Landschaft
Am Strom.
Kreischend hoben die
Möven
sich auf
Silbern erblitzten und
sausend
die Flügel,
Ein Schneesturm erfüllte
Brausend die Luft.
Das Entenvolk schwang sich
Tropfend empor und jagte
flußabwärts.
Ärgerlich klagte, in
dreister
Empörung,
Über die Störung
Das reiste, gefiederte
Pack.
Die Krähen verließen
Schreiend die Kiesbank,
Es hatte der Ort ihnen
gleich
nicht behagt.
Das Strömen und Fließen,
Das Rätselzeichen
Im zuckenden Blitz der
Fische,
der bleichen,
Sie hattens beschaut nur,
von
Neugier geplagt,
Aber drüben im Wald
War bessere Jagd
Für ihresgleichen.
Durch das Getümmel
Der schimpfenden Vögel,
Ihrer nicht achtend,
Flogen mit mächtigen
Flügelschlägen
Die riesigen Schwäne
Rauschend davon.
Von ihrer gewölbten Brust
Sprang ein weißer,
sprühender
Glanz
Ihnen voraus.
Dampf und Braus umhüllte
sie dicht,
So erfüllte die hütende
Pflicht
Der silberne Nebel,
Bis sie dann ganz
Verschwanden im bergenden
Licht.
Der Fluß war nun leer.
Das spinnenbeinige
Ruderboot
bloß,
Aus Holz, wie die Tonne,
und
flügellos,
Zu schwer
Sich zu heben zu
schwebendem
Spiel,
Schwankte und stampfte mit
gischtendem
Kiel
Quer über die Strömung
daher.
Wie glühende Ringe
Lags um den feurigen
Herzkern der Sonne:
Die innersten Dinge
Verbergen sich fern.
Aus den rötlichen Rändern
Tropfte es schmelzend
Auf dunstender Schwinge
Zum Flusse hinab.