Georg
Britting
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Werke
- Die Begegnung - Band 4 Seite 57
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DER TOD UND DIE BRAUT
I.
Du kannst ihn mir doch nicht schon
nehmen wollen,
Den süßen Freund, den ich mir erst
gewann?
Das Brautgewand, die Hemden, die ich spann,
Die kleinen, weißen Schuhe, willst du,
sollen
Unnütz mir sein? Die Freudentränen
quollen
Mir üppiger, wenn ich an das Gespann,
Das hochzeitliche, dachte. Es verrann
Die Zeit so langsam, die mir doch den
vollen
Gewinn erst bringen sollte: er - mein
Mann!
Wie hab ich all das schön mir ausgedacht!
Treibst du nur Spaß? Das wär
kein Meisterstück!
Pfui, schäm dich, Tod! Daß
man so scherzen kann!
Und ihm gefällts! Schau hin!
Er geht! Und lacht!
Er weiß, der Schelm, ich bleibe nicht
zurück!
II.
Schütz vor den Motten du dein
Brautgewand
Und laß die weißen Schuhe nicht
verderben !
Zerbricht das frühe Glück dir auch
in Scherben -
Ging mancher so, die dann ein andres fand!
Der Fraun Beharrlichkeit verweht wie
Sand -
Und starb der erste, greifen sie mit derben
Fäusten den zweiten sich, die Klugen,
gerben
Aus zähem Leder sich was von Bestand!
Und hast du Kinder erst und Haus und
Scholle,
So holst du lächelnd aus der Mottentruhe
Für deine Tochter Leinenzeug und Wolle
Und wirst nicht einmal rot, wenn du dann
sagst!
Zur Hochzeit schenk ich dir die weißen
Schuhe!
Sie glänzen noch! Nimm sie, wenn
du sie magst!