Georg
Britting
Sämtliche
Werke
- Die Begegnung - Band 4 Seite 58
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DAS ZÜRNENDE MÄDCHEN
I.
Lockt er dich so? Du mußt dich
stärker wehren!
Gefällt er dir? Bist du so flatterhaft?
Und hast dich schon in sein Gesicht
vergafft?
Du schwurst mir Treue oft - sie zu bewähren
Ist jetzt die Stund! Es warn doch keine
leeren
Worte, die du mir gabst! Zeigs!
Hol dir Kraft
Zu widerstehn aus deiner Leidenschaft!
Was sie vermag, jetzt sollst du es mich
lehren!
Ich weiß es fest, käme zu mir der
Tod
Und sagte: Auf! du zartes Jüngferlein,
Nun heißts die Welt, den lieben Freund
verlassen!
Ich lachte nur: was bildest du dir ein?
Da müßte mich der liebe Freund
ja hassen,
Und vor den Engeln drüben würd ich
rot!
II.
Sei ruhig, du! Man hat mich, diesen
Herrn
Zu holen ausgeschickt! Was mir befohlen,
Das tu ich auch. Und wenn ihm meine
hohlen
Augen gefallen, sollst dus ihm nicht wehrn!
Ich weiß, du meinst, er soll nur dich
verehrn!
Daß er mich liebt, brennt dich mit heißen
Kohlen!
Schlägst mit den Hufen aus, du wildes
Fohlen,
Und schreist und willst Unmögliches
begehrn!
Du siehst: ich bin ein altes Beingerippe
Und keine angenehme, junge Frau.
Und nennt er meine Augen veilchenblau,
Und schaudert ihn nicht meine kalte
Lippe –
Ich habe mir deine Gestalt geliehen,
Ihn von dir fort und zu mir her zu ziehen!